Der österreichische Spieleverlag „Rudy Games“, bekannt für eine ganze Reihe an ganz phantastischen Hybrid-Games (Karten-/Brettspiele mit digitaler App-Unterstützung), wurde nach seiner Insolvenz von „Gamelab“ übernommen, welche die Philosophie der einfach zugänglichen, aber sehr spaßigen Karten-/Brettspiele weiterführen will. „Piratas!“ ist nun die erste Neuveröffentlichung, welche sich meinem kritischen Blick unterwerfen muss ;-)
Vielleicht das Offensichtlichste zuerst, damit wir den Punkt abgehakt haben: „Piratas!“ ist ein reines Kartenspiel, daher ohne App-Unterstützung. Was aber kein Problem darstellt, denn die Regeln sind wunderbar einfach: Die 2 – 6 Spielenden verkörpern knallharte Freibeuter und Piratinnen, welche auf der Suche nach immer mehr Golddukaten fremde Schiffe angreifen und Schätze stehlen. Um ihr Ziel umzusetzen, stehen ihnen 110 Karten zur Verfügung, welche beispielsweise verschiedene Piratenschiffe und Besatzungsmitglieder verkörpern, welche wiederum verschiedene Aktionen triggern. Aber wie geht so ein Spiel nun ganz genau?
Nachdem alle Karten gut durchgemischt wurden, alle Mitspielenden ihre jeweilige Spielertafel bekommen haben und dann auch noch jeweils fünf Karten gezogen wurden, kann es auch schon losgehen :-) Reihum dürfen von den Mitspielenden jeweils zwei Aktionen durchgeführt werden. Man kann:
- Eine Karte vom Nachziehstapel ziehen, wobei man am Ende seiner Runde maximal sieben Stück auf der Hand halten darf - Eine Schiffskarte ausspielen, welche dauerhafte Boni gibt – Zumindest solange das Schiff nicht versenkt wurde, was nach drei erfolglosen Kämpfen passiert - Eine Aktionskarte ausspielen, die sofort abgehandelt wird - Eine Crewkarte ausspielen, die mal einen Bonus, mal einen Malus bringt – Weshalb man sie im Zweifelsfall auch einem Gegner aufs Auge drücken darf :-P - Eine Kampfkarte verdeckt ausspielen, um eine Seeschlacht zu startenSeeschlachten sind dabei natürlich das Kernelement des Spiels, da man damit die Golddukaten-Karten seiner Mitspielenden erbeuten kann. Wie gerade erwähnt beginnt man so eine Seeschlacht mit dem verdeckten Ausspielen einer Kampfkarte. Da man zwei Aktionen hat, darf man natürlich auch zwei Kampfkarten ausspielen. Anschließend legt der/die Angegriffene ebenfalls bis zu zwei verdeckte Kampfkarten aus. Anschließend wird die Anzahl der Trefferpunkt verglichen, wobei man zu den Kampfwerten der ausgespielten Karten auch noch verschiedene Boni & Mali hinzuzählt. Hat der/die Angegriffene gleich viele oder sogar mehr Trefferpunkte als der/die Angreifende, wurde die Seeschlacht gewonnen. Ansonsten gewinnt logischerweise der/die Angreifende ;-) Und wer dann gewonnen hat, darf alle Verliererkarten anschauen und sich eine aussuchen – Logischerweise wird da natürlich die Golddukaten-Karte geklaut, denn insgesamt fünf Golddukaten reichen bereits für einen Sieg! Das sind gar nicht so viel, und so ist die von „Gamelab“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten) mit gerade mal 20 Minuten angegebene Spielzeit auch realistisch, zumindest wenn man chaotisch durcheinander spielt und sich nicht irgendwie groß abspricht. Wobei man sich eh keine ausgeklügelte Taktik zurechtlegen kann, da der Spielverlauf primär davon abhängt, welche Karten halt gerade zufällig im Nachziehstapel stecken. Spaß macht dieses Chaos aber allemal, gerade auch mit Kindern, die dank der einfachen Regeln problemlos mitspielen können :-D Echte Kritikpunkte habe ich tatsächlich nicht, lediglich die Haptik der Karten hat meiner Testrunde & mir nicht ganz so gefallen (aber das ist sehr subjektiv), zudem war das auf der sehr guten Spielanleitung beworbene Videotutorial (noch?) nicht verfügbar. Aber das ist alles kein Beinbruch, sodass Fans von einfachen, schnellen Kartenspielen hier bedenkenlos die von „Gamelab“ verlangten rund 25 € (im Handel irgendwo bei 20 €) investieren können. Fazit: „Piratas!“ (Link) ist ein sehr zufallsabhängiges & chaotisches, aber auch wunderbar spaßiges Kartenspiel für Kindergeburtstage und feucht-fröhliche Partys :-D