Normalerweise habe ich ja ein ganz gutes Näschen, was die Comics aus dem „Splitter Verlag“ angeht (wie man in zahlreichen positiven Rezensionen nachlesen kann). Aber selbst mir geht manchmal eine Perle durch die Lappen, wie etwa nun der neuste Kriminalfall der „Die neuen Fälle des Rick Master“-Reihe. Da brauchte es dann schon den Verlagspressemenschen Max höchstpersönlich, der mir auf der diesjährigen „Leipziger Buchmesse“ vom 3. Band vorschwärmte. Also habe ich mir den Comic dann doch gekauft – Und tatsächlich: Mit weitem Abstand bietet „Der perfekte Mord“ die bisher beste Geschichte einer insgesamt eh schon guten Krimi-Reihe.
Eigentlich will sich Rick Master, der vermutlich letzte integre Journalist Frankreichs, nur mit seiner minderjährigen, verlobten Kollegin vergnügen (zu der Zeit, in der die Comics spielen, gab es noch kein #metoo ;-)). Doch dann bittet ihn Kommissar Bourdon erneut um Hilfe: Eine Mordserie erschüttert Paris. Dabei scheinen die einzelnen Taten so vollkommen zusammenhangslos zu sein, dass selbst Rick jemanden um Hilfe bitten muss. Und zwar seinen ungeliebten Vater, der mit den Unterweltgrößen von Paris verkehrt und ihn auf die richtige Spur bringt...
„Der perfekte Mord“ ist, anders als es der Titel vielleicht vermuten lässt, kein klassischer „Wer ist der Mörder?“-Krimi. Denn der Eingangsfall wird, durch Selbstanzeige, rasch gelöst. Aber dieser Fall zieht einen ganzen Rattenschwanz hinter sich her: Die ganze Mordserie geht auf ein kleines Büchlein zurück, welches ein Großverlag für Ratgeberliteratur in Pariser Supermärkten verkaufte – Oder war es doch eher ein Konkurrent, der unter falschem Namen für einen Skandal sorgen will? Und so ist „Der perfekte Mord“ letztlich ein Wirtschaftskrimi, bei dem Rick in die Untiefen des Literaturbusiness absteigen muss und dabei auf einen ganzen Haufen gekränkter Egos trifft... Das liest sich letztlich wirklich spannend, auch wenn man schon ein paar Seiten vor dem genialen Superjournalisten weiß, wer schuldig ist :-P Fast noch interessanter ist aber der B-Plot rund um den von seiner Ehefrau terrorisierten Möchtegernmörder Jaques, mit dessen frustrierten Werdegang der Autor Zidrou sogleich auch die große Logikfrage des Comics beantwortet: Kommt wirklich jemand auf die Idee, einen Menschen umzubringen, nur weil es in einem Ratgeberbuch steht?
„Die neuen Fälle des Rick Master“ setzt, was die Optik und auch den Zeitgeist angeht, voll auf ein wohliges Retro-Feeling. Wie schon bei den beiden vorherigen Bänden (Link) hatte ich das Gefühl, als wäre das eine Neuauflage eines Comics aus den 60ern oder 70ern – Und da die Reihe eben genau das erreichen will, kann man das als großes Lob auffassen :-) Einige Elemente, gerade auch was das Frauen- & Fremdenbild des Protagonisten angeht, hätten vielleicht modernisiert werden können, aber letztlich ist das nur ein winziger Makel eines ansonsten wirklich sehr guten Wirtschaftskrimis. Und so habe ich die 14,80 € für das 56 Seiten starke Hardcover wirklich gern gezahlt.
Fazit: Der Retro-Wirtschaftskrimi „Die neuen Fälle des Rick Master #3 Der perfekte Mord“ (Link) ist der mit weitem Abstand beste Comic einer ohnehin schon guten Reihe :-) Empfehlenswert!