Der neuste MCU-Blockbuster „Captain Marvel“ schlägt sich an den Kinokassen aktuell ja überraschend gut und selbst ich, der ich gerne mal an Comic-Verfilmungen rumkritisiere, war doch recht angetan (Link). Parallel zum Kino-Release gibt es natürlich auch wieder verschiedenste Comic-Veröffentlichungen, beispielsweise will der „Panini Verlag“ jetzt die ganze Geschichte von Carol Danvers erzählen. Ob das klappt? In der Kinoverfilmung wurde es eher in einem Nebensatz erwähnt, aber eigentlich hatte Carol Danvers eine ziemlich unschöne Kindheit. Mittlerweile kommen ihr im Einsatz immer wieder schreckliche Erinnerungsflashbacks, sodass sie von Tony „Ironman“ Stark höchstselbst in den Urlaub geschickt wird. Und so fährt sie zurück an den Ort ihrer Kindheit, um gemeinsam mit Mutter und Bruder die gemeinsame Vergangenheit zu bewältigen – Aber das ist leichter gesagt als getan, denn ihre Mutter will nicht wirklich mit ihr darüber reden, ihr Bruder baut einen schrecklichen Verkehrsunfall und ein guter Jugendfreund will sie plötzlich daten. Und wäre das nicht genug Familiendrama, taucht auch noch eine interstellare Jägerin auf, die ihren Heimatort in Schutt und Asche legt... „Captain Marvel: Die ganze Geschichte“ ist ein 148 Seiten umfassender Sammelband, der die fünfteilige US-Heftserie „The Life of Captain Marvel“ zusammenfasst. Die haben im US-Original einen wesentlich stimmigeren Titel, denn die ganze Geschichte von Captain Marvel erfährt man hier nicht. Die Autorin Margaret Stohl bietet stattdessen ein Familiendrama im Stile von den Herzschmerzfilmen, mit denen uns die öffentlich-rechtlichen Hauptprogramme wöchentlich bombardieren ;-) Die Entdeckung der eigenen Vergangenheit und die Auseinandersetzung, ja vielleicht sogar die Versöhnung, mit den Erkenntnissen ist das zentrale Thema dieses Sammelbandes – Dass es sich hier immer noch um einen Superheldencomic handelt, vergisst man in der ersten Hälfte nahezu vollständig, wenn die verschiedenen Nebenfiguren Carol nicht manchmal darauf ansprechen würden, dass sie ja Captain Marvel sei ... Treue Blogfans wissen, dass ich mich gut mit solchen Comic-Familiendramen arrangieren kann – Doch hier hatte ich das Gefühl, dass die Autorin nur etwas halbherzig an die Sache herangegangen ist. Denn irgendwann hat man sich daran gewöhnt, dass das Erzähltempo ungewohnt stark gedrosselt wurde, und dann will man sich der Geschichte eigentlich emotional öffnen – Doch genau an diesem Punkt, an dem die LeserInnen endlich soweit sind, kippt die Geschichte abrupt. Man hat das Gefühl, als fiele hier der Autorin ein: „Moment, ich mache hier doch einen Superheldencomic! Schnell, wir brauchen Explosionen!!!“ und dann passiert genau das: Explosionen, Superheldenkämpfe, und ganz nebenbei gibt es eine dramatische Enthüllung eines großen Familiengeheimnisses... Immerhin: Wo die Geschichte schwächelt, zeigen sich die Zeichnungen durchaus solide. Auch der „Panini Verlag“ (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) liefert in gewohnter Qualität ab, sodass Fans den Preis von 16,99 € für ein Softcover sicher bereitwillig zahlen werden. Fazit: „Captain Marvel: Die ganze Geschichte“ (Link) ist kein schlechter Comic, aber er wirkt doch ziemlich überambitioniert. Der Versuch, ein sehr ruhiges Familiendrama mit (gegen Ende hin) klassischer Superhelden-Action zu kombinieren, geht leider nicht auf.
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