So ziemlich genau vor einem Jahr gab mir Jochen Eisenhuth ein Entwickler-Interview (Link) zu seinem MOBA-Miniaturenspiel „Super Fantasy Brawl“, in welchem sich zwei Teams mit je vier Helden ordentlich aufs Maul hauen, um bestimmte Zielpunkte zu kontrollieren. Nun hatte ich die Gelegenheit, einen schon erstaunlich fortgeschrittenen Prototypen selbst anzutesten. Vorneweg, damit nun niemand neidisch wird, dass ich einen Prototypen habe und er nicht: Auf der offiziellen Webseite kann man sich eine Print&Play-Variante kostenlos herunterladen (Link) :-) Aber worum geht es denn jetzt eigentlich genau? „Super Fantasy Brawl“ (Link) ist ein taktisches Skirmish-Miniaturenspiel in einem Cartoon-Fantasy-Setting, bei dem 2 – 4 Spieler Teams aus vier verschiedenen Helden (beispielsweise Wolfsreiter, Samurai, Gladiatoren und Zauberer) in die Schlacht führen, um auf einem Hexagon-Spielfeld verschiedene Zielpunkte zu besetzen. Diese haben natürlich alle eigene Charakterwerte und Fähigkeiten, welche man taktisch klug einsetzen muss. Wie läuft so ein Match denn nun ab? Zuerst platziert man das 2 x 2 DIN-A4-Blätter große Spielfeld und baut die Zielobjekte, die Basislager und die Bäume auf. Dann mischt man die Zielkarten und verteilt allerlei Spielmarker (und davon gibt es meinem subjektiven Gefühl nach eine ganze Menge ;-)). Nachdem man sich mit dem Gegner geeinigt hat, wer welche Farbe spielt (blau & rot), beginnt der Teamdraft. Hierbei werden, beginnend mit dem blauen Spieler, immer abwechselnd die Helden aus dem Pool gewählt, bis man die vereinbarte Zahl an Spielfiguren nebst Heldenkarten, Aktionskarten und Spielmarker besitzt. Von diesen Aktionskarten besitzt jede Spielfigur vier, jedoch darf man zum Start nur zwei benutzen und muss die anderen später freischalten. Dann gibt es noch sechs Kampfkarten und die Portal-Karte, dann geht es endlich los :-) Jede Runde besteht aus drei Phasen:
1. Planungsphase: Beide Spieler wählen gleichzeitig und heimlich eine Aktionskarte (enthält neben Angriffswerten auch Bewegungspunkte, Verteidigungsmodifikatoren und gegebenenfalls Spezialregeln) je lebendigem Held. 2. Aktivierungsphase: Diese besteht aus vier Zeitabschnitten, was deshalb spielrelevant ist, weil viele Aktionskarten nur in bestimmten Zeitabschnitten gespielt werden dürfen. Jeder Spieler darf nun Aktionskarten spielen oder passen – Passen beide Spieler, springt man in den nächsten Zeitabschnitt. In der Aktivierungsphase kommt man auch zum Kernpunkt des Spiels: Man kann dem Gegner ordentlich aufs Maul hauen :-D Ein Angriff teilt sich ebenfalls in drei Phasen auf: Man wählt erst ein Ziel (muss in Reichweite sein, Sichtlinie darf außer bei Flächenangriffen nicht blockiert werden), spielt entsprechend des (modifizierbaren) Angriffswertes Angriffskarten und vergleicht diese mit den Verteidigungskarten des Gegners. Angriffe, die nicht blockiert werden können, verursachen Schaden und damit Lebenspunktverlust, zudem gibt es oft Bonuseffekte wie Bewegungseinschränkungen etc. 3. Organisationsphase: Hier überprüft man, ob Siegbedingungen erfüllt wurden, räumt Spielmarker & Karten auf und heilt gefallene Heldenfiguren.
Die teils etwas unübersichtlich präsentierten Regeln sind nicht übermäßig kompliziert (das Prototyp-Handbuch umfasst 20 DIN-A4-Seiten), allerdings muss ich zugeben, dass ich ohne die vielen Spielbeispiele doch anfangs recht ratlos gewesen wäre. So richtig kann ich dabei gar nicht sagen, woran es eigentlich liegt, denn Jochen gibt sich mit zahlreichen Bildern und Erklärungen reichlich Mühe. Ich würde es daher eher auf mein mittlerweile recht eingerostetes englisch schieben ;-) Hat man die Regeln aber erst verinnerlicht, lässt sich „Super Fantasy Brawl“ aber durchaus schnell spielen. Gerade das kartenbasierte Kampfsystem funktioniert überraschend gut, auch scheinen mir die bisherigen acht Helden schon ordentlich ausbalanciert (obwohl, ich verlor wieder mal überdurchschnittlich oft :-P). Was mich für einen Prototypen wirklich positiv überrascht hat, war das tolle Artwork, die Aufmachung des Regelbuches und die überraschend hohe Qualität des Spielmaterials. Bis auf ein paar kleinere Wünsche und Änderungsvorschläge (verständlicheres oder deutsches Regelwerk, mehr Helden, Turnierregeln - Und natürlich mehr Balancing, damit ich auch mal gewinne ;-)) halte ich es bereits für durchaus verkaufsfertig, daher hoffe ich mal, dass ein enthusiastischer Spieleverleger diesen Artikel liest :-) PS: Ob hier jetzt echtes MOBA-Feeling aufkommt, kann ich als Nicht-mehr-Videogamer zwar nicht beantworten. Spielmechanisch und regelqualitativ fühlte ich mich aber sehr an „Krosmaster Arena“ erinnert – Und wer weiß, wie sehr ich dieses Anime-Miniaturenspiel liebe, erkennt wie viel Potential ich in „Super Fantasy Brawl“ sehe :-D PPS: Gern verweise ich auch noch auf die offizielle Facebook-Seite (Link) sowie Tabletopia (Link), einer Internetseite, auf der man das Spiel online testen kann.