Es ist wohl eine der beliebtesten Genre-Mischungen in Comics und Literatur: Ein halbwegs realistisches Historienszenario, in dessen bodenständige Beschaulichkeit plötzlich übernatürliche Wesen eindringen. Meist handelt es sich dabei um Monster oder Götter, im neuen „Cross Cult“-Sammelband „Lake of Fire“ jedoch um Außerirdische. Und die bringen ziemlich viel Unheil – Aber bringen sie auch ziemlich viel Lesespaß?
1220: Der junge Adelige Theobald von Champagne will sich zusammen mit seinem Kompagnion Hugh von Blos und dem Knappen Michel dem Albigenserkreuzzug anschließen. Doch Lord Montfort hat für die beiden Jungspunde eine viel dringlichere Aufgabe: Gemeinsam mit ein paar Kreuzrittern sollen sie einen als Inquisitor fungierenden Dominikanermönch begleiten, der in einer abgelegenen Pyrenäenregion nach ketzerischen Katharern suchen soll. Eine eigentlich eher langweilige Aufgabe, doch rasch erreichen sie ein scheinbar verlassenes Bergdörfchen. Die übrig gebliebenen Bewohner haben sich in einer Motte verschanzt, da sie die Angriffe brutaler Dämonen fürchten... Ein Aberglaube? Oder aber, wie der Inquisitor glaubt, das Werk einer nahegelegenen katharischen Wanderasketin?
Nichts dergleichen! Stattdessen ist in der Nähe ein Raumschiff abgestürzt, in welchem eine hochtechnologisierte humanoide Spezies von einem ganzen Haufen fieser Schwarmaliens überwältigt wurde (für die echten Nerds unter uns: Quasi wie, wenn die Tyranieden sich in einem Tau-Raumschiff breitmachen ;-)). Und diese Schwarmaliens haben jetzt Hunger, daher haben sie es auf die armen Dorfbewohner abgesehen. Als tugendhafte Junghelden können Theobald und Hugh das aber natürlich nicht geschehen lassen und so machen sie sich gemeinsam mit dem verbliebenen Rest ihrer Kreuzritter und einigen Einheimischen auf, die Alienplage auszurotten...
KennerInnen solcher „Aliens landen irgendwo und verbreiten Schrecken“-Geschichten haben es sicherlich schon gemerkt: Bis auf diesen ganz speziellen Hintergrund des Albigenserkreuzzugs ist die Handlung von „Lake of Fire“ durch und durch klassisch. Der Verlauf ist vorhersehbar (1. „Hey, was ist denn hier los?“ → 2. „Hilfe, wir werden angegriffen!“ → 3. „Jetzt treten wir den Aliens in den Arsch!“) und die handelnden Figuren sind genau so charakterisiert, dass sie ihre Funktion erfüllen... Das klingt es alles ein wenig negativ, aber das soll es eigentlich gar nicht: Man bekommt halt genau das, was man von solch einer Geschichte erwartet. Und zwar von wirklich guter Qualität! Das Erzähltempo, die Atmosphäre, die grafische Präsentation – Da gibt es nichts zu kritisieren, das funktioniert und greift gut ineinander. Ebenfalls von guter Qualität ist die Druckqualität vom „Cross Cult“-Verlag (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte), welche das 168 Seiten dicke Hardcover mit allerlei Bonusmaterial (Variantcover, Konzeptzeichnungen) merklich aufwertet. Hierdurch geht letztendlich auch der Preis von 25 € in Ordnung.
Fazit: „Lake of Fire“ (Link) ist wieder eine dieser Genremix-Perlen, die genau das bietet, was man halt von solch einem Genremix erwartet. Nicht mehr, aber auch nicht weniger, sodass dieser Sammelband Fans sehr glücklich machen wird :-)