Wenn man den Nachwuchs gestandener RollenspielerInnen schon in jüngsten Jahren an die Materie heranführen möchte, macht man mit den phantasievollen Kinderbüchern vom „Verlag Schwarze Ritter“ niemals was falsch. Mit „Die kleine Zauberin Nahema“ ist nun, nach dem preisgekrönten „Alrik der Basiliskenschreck“ (Link), das zweite Märchenbuch mit der prestigeträchtigen „Das Schwarze Auge“-Lizenz erschienen.
Der Gleichberechtigung wegen steht diesmal kein heldenhafter Junge, sondern ein verwegenes Mädchen im Mittelpunkt der Geschichte: Nahema lebt im Land der Tulamiden und wird von ihrem Lehrmeister Rashim al'Khunchom ausgebildet. Dabei kann es nicht dabei bewenden lassen, einfach nur eine gute Schülerin zu sein – Nein, von einer unbändigen Neugier getrieben, schleicht sie sich auch noch mitten in der Nacht durch die Bibliothek, um noch viel mehr Wissen in ihrem Lieblingsfach Drachologie anzusammeln. Bei ihren Streifzügen ertappt sie eines Nachts den Brillantzwerg Arbolosch, einen legendären Dieb! Heldenhaft versucht sie ihn zu stellen, doch dabei teleportiert sie sich in eine gefährliche Situation...
„Das Schwarze Auge: Die kleine Zauberin Nahema“ ist ein Märchenbuch für Kinder ab 4 Jahre. Diese werden, genau wie schon bei „Das Schwarze Auge: Alrik der Basiliskenschreck“, ihre wahre Freude an einer spannenden und aufregenden, letztendlich aber kindgerecht simplen Erzählung haben. Dabei ist es aber doch ungemein interessant zu sehen, wie sehr sich doch diese beiden Kinderbücher – die vom gleichen Kreativduo (Autor/Verlagschef Hagen Tronje Grützmacher und Illustratior Rudolf Eizenhöfer) erschaffen wurden – konzeptionell voneinander unterscheiden. War Alrik noch ein ganz klassisches, simpel-harmloses Kinderbuch mit Fokus auf vielerlei Fanservice für die DSA-erprobten Eltern, ist Nahema nun deutlich spannungsgeladener und düsterer (wie gesagt, für Vierjährige, aber der Unterschied in der Tonalität fällt doch auf). Dabei traut sich der Autor – soviel Spoiler muss erlaubt sein – den Hauptkonflikt nicht klischeehaft, sondern eher sogar ein wenig frustrierend aufzulösen (nochmal Spoiler: Nahema wird gerettet und geht brav ins Bett, der Dieb entkommt). Da schnellte zu Beginn meine Augenbraue skeptisch und unbefriedigt nach oben, mittlerweile finde ich diese Abkehr von der klassischen „Das Gute siegt immer, das Böse bekommt seine gerechte Strafe“-Märchendoktrin mit einem Mini-Cliffhanger jedoch ausgesprochen erfrischend. Kinder können nicht früh genug lernen, dass die Welt ungerecht ist :-P
Wie immer vollkommen zufrieden bin ich dagegen mit den niedlichen Zeichnungen vom „Orkpapa“ Rudolf – Da will man den zwergischen Meisterdieb-Antagonisten doch am liebsten mal so richtig knuddeln, anstatt ihm böse zu sein ;-) Auch die Druckqualität ist vollkommen zufriedenstellend, sodass der Preis von 12 €, den der „Verlag Schwarze Ritter“ (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsmuster zur Verfügung stellte) verlangt, für ein 48 Seiten umfassendes Hardcover-Kinderbuch voll in Ordnung geht.
Fazit: Klar, „Das Schwarze Auge: Die kleine Zauberin Nahema“ (Link) ist wieder ein gutes Kinderbuch – Wer hätte von diesem Verlag auch etwas anderes erwartet? Tatsächlich gefällt mir Nahema aber sogar wesentlich besser als Alrik, denn der Basiliskenschreck hat zwar das befriedigendere und moralischere Ende, dafür überzeugt die kleine Zauberin mit einem besseren Beginn & Mittelteil sowie mit einer wertigeren Präsentation als Hardcover.