„Carmen Mc Callum“ gehört zweifelsohne zu den besten Comic-Reihen des kleinen Augsburger Verlags „Bunte Dimensionen“. Denn die Mischung aus Near-Future-Dystopie und klassischem Cyberpunk hat, ebenso wie die parallele „Travis“-Reihe (Link), nicht nur ihre erzählerischen Qualitäten, sondern auch ihren ganz eigenen Charme. Nachdem ich nun vor längerer Zeit ziemlich begeistert den ersten Zyklus (Link) gelesen hatte, war ich sehr gespannt, ob der zweite Zyklus das Niveau halten würde…
Die titelgebende Hauptfigur Carmen Mc Callum ist eine taffe Söldnerin, die als Terroristen-Tochter natürlich ziemlich kompetent ist, wenn es darum geht, Unheil zu stiften. Glücklicherweise wendet sie sich aber irgendwann den Guten zu, sei es auch nur, weil die ausnahmsweise besser bezahlen ;-)
4. So zumindest im vierten Band, als sie für die UNO den Hightech-Großindustriellen Samuel Earp (Link) entführt. Das geht, wenn man von den obligatorischen Schießereien mal absieht, auch leichter als gedacht – Schwierig wird es erst, als sie versucht, ihn in die Hände der Justiz zu übergeben. Denn einerseits will ihn die örtliche Bevölkerung für viele Jahre zurückliegende, damals aber tödliche Fehler lynchen (wobei sie auch nicht davor zurückschreckt, mit Waffengewalt gegen die UNO-Strafverfolgungsbehörden vorzugehen). Und andererseits hat Earp noch vier mit Killer-Nanobots vollgestopfte Raumschiffe in der Hinterhand, deren Abschaltung er gegen seine Freiheit eintauschen will...
5. Dieser zweibändige 2. Zyklus wird abgeschlossen mit Deus ex Machina (Link), der nahtlos an den vierten Band anknüpft: Die UNO-Strafverfolgungsbehörden haben Earp zwar mittlerweile sicher in Gewahrsam genommen, doch die Zeit seines Ultimatums „Freiheit gegen Abschaltung der Killer-Nanobots“ läuft ab. Carmens Hacker-Kollege Bug versucht verzweifelt deren Aktivierung zu verhindern, während sich Carmen und die UNO-Polizisten weiterhin verteidigen müssen. Und zwar nicht nur gegen hochmoderne Tarn-Kampfroboter, sondern auch gegen das amerikanische FBI. Was nach einem behördlichen Zuständigkeitsgerangel aussieht, zieht weite Kreise in der amerikanischen Politik!Auch der zweite Zyklus bietet genau das, was die LeserInnen der Reihe mögen: Eine mega-taffe Titelheldin, welche die dystopische Cyberpunk-Welt ein ums andere Mal vor größenwahnsinnigen Großindustriellen, skrupellosen Verbrechern und intriganten Politikern rettet. Das passiert auch im zweiten Zyklus erneut in einer erzählerisch rasch vorwärtsdrängenden Handlung, welche (ganz explizit im 5. Band) durch schnelle Schauplatzwechsel und harte Schnitte eine tiefgreifendere Doppelbödigkeit suggeriert, als die durchaus spannende Geschichte eigentlich hergibt. Mir persönlich ging es gar ein wenig zu rasch, da hätte man (und das sag ich eigentlich sonst nie, bin ich doch sonst eher ein Fan des Mottos „In der Kürze liegt die Würze“ :-P) den 2. Zyklus sogar ruhig auf drei Bände strecken können, um die Handlung (gerade den dahinterstehenden Meta-Plot), die Action und natürlich das nach wie vor sehr glaubwürdige Cyberpunk-Setting ein wenig auszuarbeiten. Auch hatte ich den Eindruck, der Autor Fred Duval ruht sich bei der Charakterbeschreibung ein wenig auf dem 1. Zyklus aus, denn hier werden den Figuren nur rudimentär neue Aspekte hinzugefügt. Aber wie ich so gerne sage, das ist halt ein Action-Comic und kein Charakterdrama ;-) Und als solcher funktioniert auch der zweite Zyklus wirklich gut: Es gibt sehenswert inszenierte Action, stimmiges Cyberpunk-Feeling und eine spannende Geschichte. Das alles wird wie gehabt ein wenig altbacken, aber detailverliebt und atmosphärisch gezeichnet :-) „Bunte Dimensionen“ (welche mir dankenswerterweise Rezensionsmuster zur Verfügung stellten) präsentiert den zweiten Zyklus als jeweils 48 Seiten dickes Hardcover zum Preis von jeweils 14 €. Fazit: Der zweite Zyklus der „Carmen Mc Callum“-Reihe (Link) bietet genau das, was man als von dieser Reihe oder auch der „Travis“-Schwesterreihe (Link) erwartet. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.