Eifrige Leser haben es schon bemerkt: Der Blog hat jetzt eine "Interview"-Kategorie. Und ich freue mich sehr, diese Kategorie mit einem echten Knaller einzuweihen! Letzte Woche hab ich ja meine Begeisterung zum Solo-Spielbuch "Das Feuer des Mondes" niedergeschrieben, nun folgt das Interview mit einem der Autoren Christian Sußner.
Hallo Christian. Stell dich doch bitte den Lesern kurz vor?
"Hi Philipp. Mein Name ist Christian und ich wurde vor 35 Jahren im fränkischen Erlangen geboren. Mittlerweile hat es mich nach Schwaben verschlagen. Gemeinsam mit meinem Bruder habe ich das Spielbuch „Das Feuer des Mondes“ geschrieben, das vor kurzem im Frankfurter Mantikore-Verlag erschienen ist."Zu Beginn gleich eine Frage, die mich persönlich sehr interessiert. In eurem Buch "Das Feuer des Mondes" kann man das Abenteuer ja je nach nach Karrierepfad und Grad der Menschlichkeit mit einer unterschiedlichen Berufung beenden. Ich endete als Rabenjäger, daher als bitterböser Kampfmönch. Welcher Berufung bist du gefolgt?
"Naja, ich habe in der Testphase jeden Charakterpfad zig mal beschritten. Aber es war ein bisschen wie früher beim Masters of the Universe spielen: Mein Bruder hat immer Skeletor gespielt, ich immer die Guten, also He-Man und Orko und so. Vielleicht kommt es daher, dass ich mich auch bei den Enden am Wohlsten gefühlt habe, die für die „gute Seite“ stehen, und da gefallen mir die Wege der Magie am Besten. Hüter der Quelle finde ich gut. Ich finde, da ist die Geschichte ganz rund geworden. Auch das Gameplay weicht dort am Stärksten von den anderen Pfaden ab, man muss sich genau überlegen, wie man seine Fertigkeiten einsetzt. Die Fackel von Sagiriton finde ich auch cool. Wer wissen will, was es mit dem Hüter der Quelle und der Fackel von Sagiriton auf sich hat, muss wohl oder übel das Buch kaufen (lacht)."Nun sind wir schon mittendrin in der Materie mit Menschlichkeit und Karrierepfaden. Magst du uns kurz etwas zur allgemeinen Spielmechanik und dem Regelsystem eures Buches sagen?
"Insgesamt ist die Spielmechanik so ähnlich wie bei den alten Spielbüchern. Wir haben versucht, die Regeln so einfach wie möglich zu halten. Der Leser kann sofort ins Abenteuer einsteigen und erfährt erst nach und nach, wie alles funktioniert. Als besonderes Element haben wir einen Wert, den wir Menschlichkeit genannt haben. Ein Fluch bedroht die Menschlichkeit des Lesers, man hat aber die Möglichkeit, durch eigene Handlungsweise den Wert zu beeinflussen. Helfe ich dem verletzten Gnom, so steigt meine Menschlichkeit. Ramme ich ihm von hinten ein Messer in den Rücken, sinkt sie. Ein sehr hoher oder ein sehr niedriger Wert kann aber auch Vor- oder Nachteile bringen. Nun, was passiert, wenn der Menschlichkeitswert unter eine bestimmte Schwelle sinkt? Sagen wir vielleicht nur so viel: Das vorgesehene Ende des Spielbuchs wird man dann nicht mehr erreichen."Wie kann ich mir die Entwicklung eines Spielbuches vorstellen? Hattet ihr von Anfang an den Plan, etwas für Solo-Spieler zu schreiben, oder kam euch der Gedanke erst im Verlauf der Entwicklung? Kam zuerst die Geschichte oder zuerst die Spielmechanik?
"Der Plan war schon von Anfang an, ein Spielbuch zu schreiben. Am Anfang gab es aber nicht viel, nur eine vage Vorstellung in die Richtung „Wir schreiben jetzt ein Spielbuch.“ Viele Figuren sind erst nach und nach entstanden. Ino, eine meiner Lieblingsfiguren, wurde erst ein Monat vor dem Abgabetermin aufgenommen. Und an der Mechanik haben wir ewig gefeilt - zu Beginn gab es nur einen Helden, der ein paar Schwerter finden konnte. Das war ein langer Prozess, und wir hatten das Glück, viele gute Testleser und Ratgeber zu haben. Was kam zuerst? Ich glaube der Plot war in seinen Grundzügen früher fertig, aber auch daran haben wir bis zum Ende geschraubt."So ein Mammutwerk schafft man ja nicht alleine. Wie viele Leute haben denn an eurem Buch mitgewirkt? Und wie lange hat die Entwicklung von der ersten Idee bis zum fertigen Buch gebraucht?
"Puh, viele und lange. Eine Reihe Testleser, drei Illustratoren, drei Lektoren, ein Layouter, ein Covergestalter, nicht zu vergessen Nic vom Mantikore-Verlag und seine Jungs, die uns im letzten entscheidenden Teil des Prozesses begleitet haben. Auch Swen Harder, der Autor von Reiter der schwarzen Sonne, und Reinhard Kotz, Autor eines demnächst erscheinenden DSA-Comics, hatten einen wichtigen Anteil bei der Gestaltung der Regeln."Mit dem Mantikore-Verlag habt ihr ja einen der "Big Player" im RPG-Segment für euer Buch gewinnen können. Wie kommt man zu so einem großen Verlag und wie gestaltet sich die Zusammenarbeit?
"Man drückt dem Verlagschef auf der RPC sein Manuskript in die Hand und erhält die Zusage. Im Ernst, das ging echt fix. Vielleicht hatten einfach alle von Anfang an ein gutes Gefühl bei der Sache. Und so ist auch die Zusammenarbeit: Gut. Wir sind in vielem, was wir machen, völlig frei, und die Verlagsthemen deckt der Verlag gut ab. Alles wunderbar also."In meiner Rezension von "Das Feuer des Mondes" war ich ja sehr von der lebendigen Spielwelt angetan und konnte sie mir gut als Setting für meine Rollenspielrunde vorstellen. Wird es in diese Richtung weitere Informationen geben, etwa Hintergrundmaterial zur Spielwelt oder Erweiterungsbände zur Weißen Eule?
"Sag das doch mal dem Verlag (lacht). Nein, im Ernst: Darüber haben wir noch gar nicht nachgedacht. Aber wenn es an so etwas Interesse gibt: Warum nicht? Wir überlegen außerdem, eine Art Expansion Set zu schreiben, mit einem völlig neuen Charakterweg, aber das ist noch nicht druckreif."Ich war von eurem Buch ja begeistert, aber wie wurde es von anderen Kritikern und natürlich den Spielern aufgenommen?
"Die bisherigen Rückmeldungen waren ausgesprochen positiv, aber vielleicht trauen sich die Kritiker ja nur noch nicht? Aber bisher haben wir nur Gutes gehört, was uns natürlich wahnsinnig freut. Man ist ja nie frei von der Angst, von den Kritikern und Spielern zerrissen zu werden."Jetzt sind wir schon fast am Schluss angekommen. Eine Frage hab ich aber noch: Habt ihr schon Pläne für eine Fortsetzung? Kannst du eventuell gar schon einen kleinen Spoiler geben, etwa ob es wieder in Waldheim spielt oder ob man einen neuen Charakter spielen darf?
"Eine Fortsetzung wird davon abhängen, wie unser Buch ankommt. Wenn es den Leuten gefällt, würde ich das nicht ausschließen, auch wenn das Buch an sich nicht als Mehrteiler geplant war. Allerding s gab es in einem frühen Stadium mal eine Planung für eine Trilogie, vielleicht greifen wir das ja wieder auf. Der Leser würde dann in andere Gegenden der Welt reisen und andere Völker kennenlernen. Anmar ist ein Land, das von zig anderen Ländern umgeben ist, teilweise klingt das schon an. Es gibt das Eisgebirge Zornoris im Norden, die Wüstenlande um Hettaria im Süden, das geheimnisvolle Sagiriton und natürlich die Hauptstadt Anmars, Krelheim. Wenn es eine Fortsetzung gibt, wird man mit Sicherheit die Hauptstadt kennenlernen müssen. Und gerade, während wir drüber reden, bekomme ich Lust anzufangen. Ich muss dann mal los ... "Ich danke herzlich für das Interview! Und wer wissen will, wie Christian und sein Bruder Florian aussehen: