Aus meinem persönlichen Comic-Umfeld kenne ich zwei besonders intensiv geführte Diskussionen: Einmal natürlich ganz klassisch „Marvel oder DC?“ - Ein Streit, der von Comic-EnthusiastInnen mit einer Leidenschaft geführt wird, die mir tatsächlich ein wenig fremd ist :-P Aber dicht dahinter, auf Platz zwei, diskutiere ich dann doch auch sehr gern mit über die Frage, ob Comic-Reihen lieber immer wieder von den gleichen AutorInnen geschrieben werden sollten oder ob es nicht doch viel besser sei, wenn jeder Band von einem anderen Kreativ-Team betreut wird... Letztgenannte Variante trifft auch auf „Broceliande“ zu. Eine neue, märchenhafte Fantasy-Reihe aus dem „Splitter Verlag“ rund um den in der Bretagne sagenhaften Wald Brocéliande. Das besondere an diesem Wald ist, dass er mehrere Orte des arturischen Sagenkreises lokalisiert. Und hier soll auch die tragische Liebesgeschichte von Viviane und Merlin ihren Anfang genommen haben, welche in diesem Auftaktband thematisiert wird: Erstgenannte ist rein und wunderschön, weswegen Letztgenannter sie unbedingt haben will. Dafür wendet er nicht nur allerlei Tricks an (etwa die Verwandlung in einen weißen Hirsch), sondern er protzt auch mächtig mit seinem unsichtbaren Unterwasserpalast... Eine bis hierhin sicherlich etwas freie, aber interessante Interpretation des historischen Sagenstoffs. Doch der Autor Olivier Peru erweitert die Geschichte noch um zwei Elemente: Zum einen um die Korrigans (kleine Kobolde), welche einen uninspirierten Dichter dazu zwingen, ihnen eine heldenhafte Fabel auf den Leib zu schreiben. Zum anderen wird die Geschichte um drei fiese Jagdgesellen erweitert, welche Merlin gefangennehmen. Und so schließt sich der Kreis, denn hier können die Korrigans als helfende Antihelden das Liebesglück retten und so die Inspiration des Dichters anregen ;-) Die Geschichte ist interessant geschrieben und in sich schlüssig, wenn sie auch auf dem ein oder anderen Klischee herumreitet – Was aber nur deshalb auffällt, weil der Autor ansonsten eher modern interpretiert. Der Auftaktband unterhält gut mit einer Mischung aus märchenhaftem Flair, dezentem Humor und mystischer Action. Vor allem aber macht der Lust auf weitere Abenteuer der Korrigans – Und damit hat er seine Aufgabe mehr als erfüllt :-D Wirklich bemerkenswert sind aber die Zeichnungen, welche mit liebevollen Details und einer atmosphärischen Kolorierung einfach ein echter Hingucker sind! Logisch, dass man die kleinen Kunstwerke über das kleine Volk (okay, mäßige Wortspielerei, nächstes Mal wird’s besser ;-)) auch in einem angemessenen Rahmen präsentieren muss. Und das tut der „Splitter Verlag“ (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) in altbekannter Art und Weise in Form eines großformatigen, 56 Seiten umfassenden Hardcovers für 14,80 €. Fazit: „Broceliande: Der Wald des kleinen Volkes #1 Die Quelle von Barenton“ (Link) ist ein wundervoll gezeichneter, sehr atmosphärischer Fantasy-Comic. Kaufempfehlung!
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