Die britische Spieleschmiede „Games Workshop“ sollte ja so ziemlich allen LeserInnen dieses Blogs bekannt sein als Hersteller von teuren, aber sehenswerten Miniaturen und zumeist immerhin okayen Regeln ;-) Auch wenn sie in der Nerd-Nische einen festen Platz einnehmen (manche LeserInnen würden sicherlich auch das Adjektiv „marktdominierend“ verwenden), versuchen sie doch auch immer mal wieder – manchmal mehr, manchmal weniger erfolgreich – in den breiten Massenmarkt vorzudringen; beispielsweise mit dem Dungeon Crawler „Space Marine Adventures: Im Labyrinth der Necrons“.
Ein echtes Adventure ist es schon mal, überhaupt an dieses Brettspiel heranzukommen. Denn „Games Workshops“ neuste Strategie besteht darin, sozusagen die (bezogen auf Regelkomplexität und Umfang) Light-Varianten bekannter Miniaturenspiele, zu denen neben „Space Marine Adventures“ beispielsweise auch „Blitz Bowl“ gehört, in eher Plastikfigürchen-untypischen Läden wie Buchhandelsketten (“Mayersche“) und Gebrauchtvideospielläden (“Gamestop“) zu veröffentlichen. Und selbst dort ausschließlich im Ladenverkauf und nicht online. Aber hey, offensichtlich habe ich doch eines in die Finger bekommen :-D
Die Handlung dieses "Warhammer 40k"-Spiels ist so simpel wie die Regelmechanik: Der fiese Necron-Overlord hat sich erhoben und will die Galaxie des 40. Jahrtausends unterwerfen. Aber der gottgleiche Imperator hat was dagegen und schickt vier seiner heldenhaftesten Space Marines in die Schlacht. Die müssen sich durch drei Ebenen voller gefährlicher Necron-Soldaten kämpfen, um schließlich dem Overlord auszuschalten... Bevor man aber überhaupt loslegen kann, müssen die fünf tapferen Recken (von denen man jeweils nur vier in die Schlacht mitnehmen darf) zusammengebaut werden. Das geht relativ einfach, da die Plastikfigürchen so konstruiert sind, dass sie ohne Klebstoff halten. Lediglich die Köpfe sitzen arg locker, aber das ist wohl mit Absicht so, da jede Figur zwei Stück zur Auswahl hat, die man dann nach Belieben austauschen kann. Dann stanzt man noch die verschiedenen Marker (z.B. Gegner, Portale) aus, öffnet & mischt die entsprechenden Spielkarten (z.B. aktivierungen, Ausrüstung, Nercon-Ereignisse) und legt los!
Wie schon oben angekündigt, das Spielprinzip ist recht simpel: Zu Beginn jeder Runde mischt man den Aktivierungsstapel verdeckt und zieht dann eine Karte. Zeigt es das Necron-Symbol, wird eine Ereigniskarte ausgespielt (meist werden neue Gegner-Pappplättchen platziert, manchmal muss auch eine Figur aussetzen oder ein Necron kriegt ein PowerUp). Zeigt es dagegen das Symbol einer der beteiligten Spielfiguren, ist diese an der Reihe. Diese haben meist vier Aktionen, von denen jeweils eine für Bewegungen, Angriffe (wenn in Schussreichweite W6-Probe gegen Widerstand des Ziels) und Konsolenbenutzung verbraucht wird. Man kann theoretisch also viermal angreifen, viermal laufen oder aber die Aktionen nach Belieben mischen. Zudem kann man Sonderkarten und Spezialfähigkeiten spielen, das verbraucht dann jedoch keine Aktion.
Im Prinzip war es das dann schon mit den Regeln. Trotzdem ist „Space Marine Adcentures: Im Labyrinth der Necrons“ kein einfaches Spiel, selbst wenn man die zusätzlichen Herausforderungen weglässt. Denn primär geht es hier gar nicht darum, dass man möglichst viele Gegner wegschnetzelt, sondern um kluges Zeit- und Gebietsmanagement. Denn das Spiel endet, wenn alle Necron-Ereigniskarten aufgebraucht sind oder wenn die Space Marines sterben. Und das passiert recht zügig, wenn man sich nicht taktisch klug positioniert. Denn die Necrons werden an den immer gleichen sechs Punkten ins Spiel gebracht (an welchem genau, entscheiden jeweils die Ereigniskarten). Ist nun so ein Punkt von einem Space Marine besetzt, passiert nichts. Ist solch ein Punkt aber bereits von einem Necron besetzt, werden einfach an alle angrenzenden Felder neue Nercons angelegt. Und wenn diese angrenzenden Felder auch besetzt sind, wird es an deren angrenzenden Felder angelegt – Das heißt, die Necron-Krieger nehmen immer mehr Raum in den ohnehin recht kleinen Dungeons ein! „Berühren“ sie dann einen Space Marine (daher, würde so ein Necron-Pappplättchen eigentlich dorthin gelegt, wo bereits eine Miniatur steht), verliert diese Spielfigur einen ihrer beiden Lebenspunkte.
Fazit: Tatsächlich macht „Games Workshop“ mit „Space Marine Adventures: Im Labyrinth der Necrons“ (Link) so ziemlich alles richtig: Ein optisch ansprechender, leicht zugänglicher und taktisch-fordernder Dungeon Crawler, dessen Kampagne 1 – 4 SpielerInnen in gut 120 – 180 Minuten durch haben. Letztendlich ein sehr spaßiger Snack, der für das gebotene Material (auch wenn sich echte „Warhammer 40k“-Fans an den Sammelfiguren erfreuen) aber gerne 5 € billiger hätte sein können.