Heute ging die FBM 2017 mit einem Besucherplus von 6,5 % und einem kleinen Fachbesucher-Minus von 0,2 % zu Ende. Und einer von diesen 286.425 Besuchern war ich :-) Das erste Mal überhaupt machte ich mich auf in die Main-Metropole, dank Presse-Akkreditierung am nicht ganz so überfüllten Freitag (selbst gab es teils Gedränge, ich frage mich ja wie eng es am Wochenende gewesen sein muss?), und erlebte dort die laut Eigenbeschreibung „größte Messe für das internationale Publishing“ :-)
Vorneweg: Nach diesem Absatz geht es um die für diesen Blog relevanten Verlage (Phantastik, Rollenspiel, Comic) – wer möchte, kann gerne sofort dorthin springen – aber auch ich komme nicht umhin den größten Diskussionspunkt anzusprechen, wenn ich diesen Absatz auch schon ziemlich gekürzt habe: „Politisch wie nie“ lautete die Überschrift der FBM-Abschluss-Pressemitteilung. Im Vorfeld wurde über die Messeteilnahme mehrerer teils sehr stark rechtslastiger Verlage heftig diskutiert und ich konnte im Vorfeld sowohl die Position der Messe als auch die Position der Kritiker nachvollziehen. Ich habe mir das ganze Treiben am Freitag einige Zeit angeguckt (was vermutlich nicht repräsentativ ist, da es zumindest offiziell noch keine „normalen“ Besucher gab) und muss sagen, der Plan der Messe, einen politischen Diskurs und eine aktive Auseinandersetzung zu erzeugen, hat mal so gar nicht geklappt. Und damit meine ich nicht mal die skandalösen Extrembeispiele (Rechte die Leute verkloppen, Linke die nachts einen Stand leergeräumt haben, beidseitige Pöbeleien). Nein, die einzelnen Verlage und ihre entsprechend eingestellten Besucher haben einfach ihr eigenes Süppchen gekocht und ihre Filterblase ausgelebt. Symptomatisch für unsere Zeit: Es wird extrem viel übereinander, aber kaum miteinander geredet – Und so wirklich will auch niemand miteinander reden :-(
Okay, genug Politik für heute. Naja, fast, denn am Papierverzierer-Stand hab ich mich mit meinem Lieblingsautor Felix Münter (ich kann es ja nicht oft genug erwähnen, dass ich Ihn für den qualitativ & quantitativ effektivsten deutschen Phantastik-Autor (Link) unserer Zeit halte :-D) unterhalten. Der ist ja in Dortmund Lokalpolitiker (meinen Dank und Respekt für Deinen Einsatz :-)) und entsprechend kamen wir dann doch auch wieder auf das Thema zu sprechen. Hauptsächlich ging es aber um seine zahlreichen Bücher, beispielsweise erzählte er mir von seinen Plänen für die SciFi-Reihe „Archon“. Ich spoiler einfach frech: Irgendwann, noch viel viel viel zu lang hin, gibt es Weltraumschlachten! Yeah! Übrigens, Felix war früher mal Autor beim...
Mantikore Verlag, welcher auf der Buchmesse ausländische Lizenznehmer für eben jene Münterschen Meisterwerke (Link) suchte – Was für eine grandiose Überleitung :-P Am Stand waren freitags Verlagsleiter Nic (Link), den ich vollkommen ungeniert über Verkaufszahlen, Veröffentlichungsstrategien und Zukunftspläne ausfragte (leider ist da ja viel zu viel geheim), sowie Übersetzer & Autor Alexander Kühnert (Link), welcher mir von seinem kommenden „Anti-EDO“-Roman erzählte. Ich glaub das wird sehr cool! Ganz neu gab es u.a. den Fantasy-Roman „Opfermond“ von Elea Brandt, welchen ich aktuell lese – Nach dem ersten Drittel kann man schon von einem durchaus guten Erstlingswerk sprechen. Aber die Münter-Auslandslizenzierung ist nicht das einzige internationale Projekt von Nic, denn aktuell läuft ein erfolgreiches Crowdfunding (Link) für die englische Version des Rekord-Spielbuchs „Reiter der Schwarzen Sonne“ (Link).
Mit dem Thema Rollenspiel geht’s auch gleich weiter, denn der Branchenriese Pegasus war vor Ort. Dieser Verlag ist zwar primär für seine Brettspiele bekannt, doch mit „Call of Cthulhu“, „Shadowrun“ und neuerdings „7te See 2. Edition“ hat er drei mächtige und sich nicht gegenseitig kannibalisierende Lizenzen im Portfolio, welche zudem durch einen sehr günstigen Preis (nen Zwanni für ein mehrere hundert Seiten dickes, vollfarbiges Hardcover) in den Markt drängen. Da kam ich logischerweise nicht umhin mal den PR- & Presse-Beauftragten Peter nach den Gerüchten zu fragen, dass hier das Rollenspiel-Hobby durch die Brettspiele querfinanziert wird. Und mit einigen Beispielen legte er mir dar, dass sich die Rollenspiel-Abteilung komplett selbst trägt. Zudem unterhielten wir uns noch über die bereits erschienenen und kommenden „Shadowrun“-Romane (bald von deutschen Autoren) sowie Probleme und Chancen der einzelnen Produkt-Reihen. Ein sehr angenehmes und informatives Gespräch :-) Und ich konnte richtig spüren, wie Peter für das Hobby brennt!
Direkt daneben war der Stand von Cross Cult, diese hatten ihre zahlreichen Neuheiten dabei: Einerseits Romane, vor allem von Nnedi Okarafor (Link), die am Stand auch ihre tollen Romane widmete. Und andererseits Mangas, wobei sich die Comic-Spezialisten nicht mit den sonst in diesem Bereich üblichen Billig-Taschenbüchern zufrieden gaben. Nein, sie setzen auf ihre Stärken und bringen die Serien als dicke, hochwertige Hardcover-Sammelbände raus. Mir wurde aber mehrfach versichert, dass man den Graphic Novels treu bleiben möchte und es sich hier nur um eine sukzessive Portfolio-Erweiterung handelt.
Dann besuchte ich noch den Stand der Comicladies, welche ihre Serie „Geschichten aus der Erotikwelt“ (Link) weiter ausbauen. Man konnte schon einen Einblick in den kommenden dritten Band werfen, nach Wohnungsbordell und Escortservice arbeiten Fifi & Babsy bald in einem großen Etablissement. Mit der sympathischen Herausgeberin konnte ich mich gut unterhalten und auch meine Probleme mit der Reihe ansprechen, letztendlich sind hier aber einfach zwei grundsätzlich unterschiedliche Wertemodelle aufeinander getroffen ;-)
Offensichtlich sollte es den Diskurs anregen, denn gegenüber einer großen rechten Zeitung platziert war der Stand Frankfurter Indie-Comiczeichner. Deren Namen hab ich leider vergessen, aber das sah meist gar nicht mal schlecht aus – Obwohl der Comic über eine Mafia-Blowjob-Plastiktüte schon sehr, sehr, sehr verstörend war und bei den Rechten gegenüber zweifelsohne als entartete Kunst gilt... Zuletzt besuchte ich noch den beeindruckenden, wunderbar offenen Stand von Carlsen. Gerne hätte ich hier ein paar Fotos gezeigt, aber die sind leider alle nix geworden :-( Immerhin konnte ich mal die beiden Damen des Blogger-Teams persönlich kennenlernen und einen Blogger-Kalender abstauben (das ist schon eine kleine Auszeichnung :-)). Viel Zeit verbrachte ich zudem bei den christlichen (Kinder-)Büchern, das war sehr interessant für mich, aber das ist nichts für diesen Blog ;-) Außerdem besuchte ich noch ein paar spannende Vorträge, von denen ich ein paar Schnappschüsse gemacht hab:
Nicht unerwähnt bleiben darf mein sehr köstliches Mittagessen, bei dem ich mit einem Großhändler ins Gespräch über den Buchmarkt kam. Die Quintessenz: Keine Panik, noch immer wird mit Büchern (trotz mancher Verluste an Lesern, Verkäufen oder Erlösen) gut Geld verdient – Also keine Sorgen, auch nächstes Jahr gibt es wieder eine Buchmesse :-) Mir hat es sehr gut gefallen, ich bin auch im nächsten Jahr dabei!