Das PIK (Potsdam-Institut für Klimaforschung) stellte Anfang 2020 in einer Studie mögliche Lösungsvorschläge (Link) vor, wie 10 Milliarden Menschen ernährt werden können, ohne dass die Erde noch viel kaputter geht, als sie es ohnehin schon ist. Realweltlich gibt es also vielleicht noch Hoffnung, in der Comic-Realität des post-apokalyptischen Vierteilers „Resilienz“ dagegen ist bereits alles kaputt. Oder vielleicht doch nicht? Europa ist 2068 nur noch ein ödes, ja fast schon wüstenähnliches Stück Brachfläche, in dem der Großkonzern „Diosynta“ mit literweise Herbiziden das Nötigste an Pflanzen anbaut. Damit ihm da keiner in die Quere kommt, besitzt er mit dem I.S.K. sogar eine eigene Privatarmee, welche die eigenen Produktionsstätten schützt und gleichzeitig auch noch rebellische Aktivitäten verhindert. Und mit solchen Aktivitäten ist nicht nur so etwas Offensichtliches gemeint wie beispielsweise die immer wieder angreifende Terrorgruppe „Die Söhne Gaias“, sondern auch schon so subversives Verhalten wie das Bewirtschaften eines eigenen Gartens! Die Eltern von Adam sind solche subversiven Kleingärtner, welche auf einem weit abgelegenen Bauernhof eine grüne Oase geschaffen haben. Doch dieses private Glück reicht ihnen nicht, denn als Mitglieder des titelgebenden „Resilienz“-Netzwerkes versuchen sie die Bevölkerung über das Konzept des Eigenanbaus aufzuklären. Als jedoch eine Mission schief geht und sie dabei sterben, übernimmt Adam mitsamt seiner Lebenspartnerin Agnès diese Aufgabe. Nicht sehr erfolgreich, denn bereits beim ersten Aufeinandertreffen mit den I.S.K.-Rekrutiertrupps wird er gefangengenommen und für die landwirtschaftliche Unkrautbekämpfung zwangseingezogen. Doch mit seiner rebellischen Art eckt er schnell an, sodass seine einzige Hoffnung darin besteht, mit seiner Kollegin Ellen einen Fluchttunnel aus der „Diosynta“-Gefängnisstadt zu graben... „Resilienz“ ist nicht der erste post-apokalyptische Öko-Thriller aus dem Verlagshaus „Bunte Dimensionen“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben), denn bereits vor wenigen Jahren begeisterte mich die ebenfalls franko-belgische „Kalte Sonne“-Trilogie (Link). Diese lag damals thematisch und inhaltlich (zumindest, wenn ich diesen 1. Band betrachte und die Inhaltsangaben der restlichen drei französischen Originalbände) gar nicht mal so weit weg von „Resilienz“ – Aber ich versteife mich jetzt schon auf die wagemutige Behauptung, dass diese Reihe hier im Vergleich besser sein wird! Dies liegt, und ich weiß mit meiner starken Fokussierung sorge ich bei manchen Blog-Fans für gelegentliches Augenrollen, primär an dem bereits recht solide charakterisierten Protagonisten Adam – Denn im Vergleich kenne ich ihn jetzt nach einem 64 Seiten starken Band bereits besser als den „Kalte Sonne“-Jan nach 168 Seiten! Das tröstet dann auch darüber hinweg, dass einzelne Aspekte der „Resilienz“-Welt noch etwas unklar sind. Hier gebe ich dem Autor & Zeichner Augustin Lebon aber etwas Vertrauen im Voraus, vermutlich werden die folgenden Bände die Hintergründe besser erklären. Spannend wäre auch, ob sich Lebon im Verlauf der Geschichte noch etwas deutlicher positionieren wird, denn bisher sind die Feindbilder noch so unscharf gehalten, dass „Totes Land“ sozusagen eine Hufeisentheorie-Leserschaft anspricht: Sowohl französische KommunistInnen, die mit 62 in Rente wollen, als auch gutbürgerliche Großstadt-Grüne und EU-hassende Reichsbürger-Deppen können diesen Auftaktband als Kampfschrift für ihre jeweilige Ideologie interpretieren – Womit wieder einmal bewiesen ist, dass selbst Eskapismus (und seien es nur post-apokalyptische Öko-Comics) irgendwie politisch ist ;-) Fazit: Lange habe ich, gerade im Bereich der Dystopie, nicht mehr so einen starken Auftaktband wie „Totes Land“ (Link) gelesen! Hübsch gezeichnet, vorwärtsdrängend erzählt, mit einem endlich mal halbwegs gut charakterisierten Protagonisten und einem interessanten Zukunftsszenario – Die „Resilienz“-Reihe (Link) hat das Potential, eine der Leuchttürme im „Bunte Dimensionen“-Portfolio zu werden!
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