Ich hatte es tatsächlich schon vergessen, aber als ich vor genau 13 Monaten den 2. „Afrikakorps“-Band „Crusader“ (Link) besprach, begann meine Rezension mit einer großer Jammerei über die hohen Temperaturen ;-) Und auch heute ist es wieder so heiß – Und das ist zwar generell für Mensch & Natur sehr doof, für den Genuss dieser Comic-Reihe aber ganz hervorragend. Denn so fühlt man direkt die Hitze, denen die Protagonisten in der nordafrikanischen Wüste ausgesetzt sind... Man mag ja zu Militär-Geschichtscomics stehen wie man will, aber einen großen Vorteil hat dieses Nischengenre für Bloggende wie mich: Wer ein klein wenig im Geschichtsunterricht aufgepasst hat, der weiß schon, wie die Sache hier ausgeht. Ich kann also so viel spoilern wie ich mag :-D Und da dies auch noch der letzte Band der Trilogie ist, können selbst Geschichtsunwissende leicht erraten, dass es jetzt für die Panzer-Besatzung rund um Joachim von Richter dem Ende entgegen geht... Aber von vorn: „Afrikakorps“ thematisiert Rommels Afrikafeldzug aus der Perspektive einer einfachen Panzerbesatzung. Dabei werden immer wieder Schlüsselepisoden dargestellt, etwa die fehlgeschlagene britische „Battleaxe“-Offensive (Link), das Aufkommen neuer, besserer Feindpanzer und die Schlacht um Tobruk. Insgesamt ein ziemliches Hin-und-Her, viel Vor-und-Zurück, aber das weiß man ja alles aus dem Geschichtsunterricht ;-) Letztlich hat das DAK (Deutsches Afrikakorps) einfach viel zu wenig Material, die italienischen Achsen-Verbündeten sind sogar noch sehr viel schlechter ausgestattet und machen irgendwie auch ihr eigenes Ding, und so bleibt nur die Hoffnung auf eine letzte große Entscheidungsschlacht bei El Alamein. Wenn da der Durchbruch gelingt, sind die ägyptische Metropole Alexandria und sogar der Suez-Kanal nur noch einen Katzensprung entfernt... Mehr noch als die beiden Vorgängerbände setzt der Trilogie-Abschluss auf ein episodenhaftes Erzählen, bei dem auch kurze Geschichten rund um Figuren abseits der Panzer-Besatzung und sogar deren Feinde erzählt werden. Das hat das schon was von einer Anthologie, wertet das Leseerlebnis aber deutlich auf, da man so ein wenig mehr über den Kriegsschauplatz und die damit einhergehenden Probleme erfährt. Nachteilig ist dafür aber, dass man so die letzte Chance verpasst, irgendetwas über die Protagonisten zu erfahren – Mit Abschluss der Trilogie habe ich knapp 150 Seiten gelesen und weiß trotzdem nichts über die Panzer-Besatzung, außer vielleicht den Namen der Hauptfigur von Ritter :-P Aber selbst diese bleibt mir fremd, auch wenn sich der Autor & Zeichner Olivier Speltens u.a. mit einem Heimatausflug sichtlich bemüht, ihr etwas Profil zu geben. Aber letztlich ist auch Joachim von Ritter nur der „typische“ franko-belgische Comic-Wehrmachtssoldat, der vorbildlich und aufopferungsvoll seine Pflicht tut, auch wenn er Hitler nicht ganz so geil findet – Dieses Protagonisten-Konzept kennen wir ja schon aus zahlreichen vergleichbaren Weltkriegscomics, u.a. auch dem „Bunte Dimensionen“-Bestseller „Die verlorene Armee“ (Link) vom gleichen Autor/Zeichner. Dass dieses Narrativ wirkt in gewisser Weise relativierend ist, ganz im Sinne des Mythos von der Sauberen Wehrmacht (Link), hab ich ja damals schon kritisiert, das will ich jetzt nicht wiederholen. Das mir der kleine Augsburger Verlag trotz meiner immerwährenden Kritik daran trotzdem erneut ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte, finde ich daher auch fast so heldenhaft wie Joachim von Ritters Kampf gegen die englischen Panzer-Horden ;-) Letztendlich bietet „Afrikakorps #3 El Alamein“ wieder genau das Leseerlebnis, welches schon die vorherigen beiden Bände boten – Es ist quasi ein Bildband mit herrlich trostlosen Wüstenlandschaften, detailgenauen Panzern, krachenden Explosionen und ausgemergelten Helden. Und dieser Bildband hat halt noch ein paar Sprechblasen, die aber (bis auf die Erklärung der aktuellen Situation) in den allermeisten Fällen kaum einen Mehrwert bieten, weil die Zeichnungen an sich die Geschichte erzählen. Da wirkt die Doppelseite 38/39 wie ein exemplarischer Beleg meiner Aussage, denn hier fehlen die Sprechblasen komplett, trotzdem sind die gezeigten Kampfszenen ungemein atmosphärisch, intensiv und bedrückend. Deshalb gibt es auch ein positives... Fazit: Olivier Speltens liefert mit „Afrikakorps #3 El Alamein“ (Link) gewohnte Qualität ab. Dieser 56-seitige Band ist ein gelungener Trilogie-Abschluss!
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