Mit „Das Neue Ätherversum“, einem Ingame-Magazin mit Spielleiteranhang für das Ätherpunk-Rollenspiel „Space 1889“, publiziert der „Uhrwerk Verlag“ eine seiner interessantesten Veröffentlichungen dieses Jahr. Damit stellt sich dieses Quellenbuch fast schon in die Tradition des früheren „Aventurischen Boten“ - Kann es auch dessen Qualität erreichen?
Das 80-seitige, in schwarz-weiß gehaltene Softcover-Büchlein kommt zweigeteilt daher: Der mit 50 Seiten umfangreichere Hauptteil besteht aus reinen Ingame-Texten des fiktiven Magazins (oder auch der Fibel) „Das Neue Ätherversum“. Diese Sammlung aus zumeist kurzen wissenschaftlichen Texten und Reiseberichten, gelegentlich unterbrochen von Ingame-Werbung, beleuchtet dabei verschiedenste Regionen, Personen und Aspekte der Spielwelt, welche teilweise so in noch keinem anderen „Space 1889“-Buch thematisiert wurden. Insgesamt sieben Kapitel beschreiben:
- Länderkunde, Völkerkunde, Archäologie (auf 15 Seiten gibt es z.B. Reiseführungen durch Costa Rica und Hongkong, aber auch eine Abhandlung über Traditionen und Bräuche eines marsianischen Stammes und einen Bericht über die archäoligischen Ausgrabungen in Troja) - Industrie und Ingenieurswesen (auf 4 Seiten gibt es z.B. einen Bericht von der Pariser Weltausstellung) - Technik, neue Apparate, Maschinen, Bauwerke (9 Seiten mit mehr oder minder nützlichen Erfindungen – Stichwort Uhrwerk-Pinguin – und einem Artikel über Werner von Siemens) - Aeronautik, Äthernaturik, Marine, Militärwesen (auf 5 Seiten wird u.a. für eine neue deutsche Walfangflotte plädiert und es gibt Tipps, was man in der Schwerelosigkeit so alles anstellen kann) - Naturkunde und -geschichte (8 Seiten über eben genau jenes ;-)) - Politik, Gesellschaft, Kultur (auf 6 Seiten gibt es z.B. einen Bericht über die vierte Olympiade) - Vermischte Meldungen (3 Seiten u.a. mit Tipps zur Auswanderung auf die Venus)Anschließend folgt ein 25 Seiten umfassender Anhang, der die Ingame-Texte für Spielleiter nutzbar macht: So werden zu den einzelnen Artikeln verschiedene Abenteuer-Ideen präsentiert (z.B. eine Art Dr. Frankenstein in Hongkong und eine archäologische Jagd rund um trojanische Schätze), ebenso Ortschaften mitsamt wichtiger NSCs, welche wie Monster und auch Gerätschaften (nochmal, weil er so cool ist: Uhrwerk-Pinguin :-D) mit Spielwerten versehen werden. Mitunter gibt es auch – allerdings nur im geringen Umfang – neue Regeln (z.B. zur Benutzung von Analysemaschinen). Dies wird alles im gewohnt übersichtlichen „Space 1889“-Layout präsentiert, sodass man sich rasch zurecht findet. Gerade der Ingame-Teil kommt dabei von der nüchternen Gestaltung durchaus an historische Vorbilder heran, dies sorgt zusammen mit den wirklich durchweg gut geschriebenen Texten und der gelungenen Bebilderung für mächtig Atmosphäre. Unabhängig vom spielerischen Mehrwert mag man diese Texte einfach so zum Vergnügen zwischen zwei Spielrunden lesen, um sich die „Space 1889“-Stimmung zu bewahren :-) Lobenswert zudem, dass die zahlreichen Autoren mit dem mitunter schwierigen historischen Erbe (z.B. Kolonialismus, Frauenfeindlichkeit) sehr differenziert umgehen. Der „Uhrwerk Verlag“ (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) bietet hier auf 80 Seiten gewohnte Druckqualität, auch das Lektorat hat gut gearbeitet. Außerdem haben besonders die Illustratoren tolle Arbeit geleistet, besonders das Cover ist großartig gelungen :-) Der Preis von 14,95 € für ein Softcover ist daher für so eine reichhaltige Quelle an Inspiration durchaus gerechtfertigt. Fazit: Am Anfang war ich ja zugegebenermaßen skeptisch, ob das Konzept funktionieren würde. Mittlerweile bin ich davon „Space 1889: Das Neue Ätherversum“ (Link) allerdings so sehr angetan, dass ich inständig hoffe, dass der „Uhrwerk Verlag“ weitere Ausgaben dieses Ingame-Magazins herausbringen wird :-D