Vor wenigen Tagen hatte ich ja die große Ehre, den vielbeschäftigten Kreativen Thomas Michalski interviewen zu dürfen (Link). Den meisten LeserInnen dieses Blogs ist er sicherlich bekannt für seinen preisgekrönten Podcast (Link), doch auch als Filmemacher und Autor konnte er sich eine kleine Fangemeinde erarbeiten. In seiner Doppel-Novelle „Verfluchte Eifel“, welche vor knapp 2 Jahren in einer überarbeiteten 2. Auflage erschien, verbindet Thomas nun diese beiden Tätigkeiten… In dem Buch wurden zwei von „Eifelarea Film“ (Link) nicht verfilmte Filmkonzepte zu Novellen weiterverarbeitet. Beide Geschichten umfassen jeweils knapp 40 Seiten und zeigen die bedrohlichen und schauerlichen Aspekte der Eifel, ohne sich jedoch zu sehr von der Realität zu entfernen. Den Auftakt macht „Das Dorfgeheimnis“, in welchem der Student Robert zur Erforschung lokaler Bräuche in ein kleines Eifel-Dörfchen reist. Eigentlich wollte er sich dort mit seiner einheimischen Internet-Bekanntschaft Martin treffen, doch dieser kommt nicht zum vereinbarten Treffpunkt und scheint, ebenso wie seine Freundin, plötzlich wie vom Erdboden verschwunden… Ich will hier gar nicht groß drumherum reden: „Das Dorfgeheimnis“ ist eine der besten Geschichten, die ich in den letzten Jahren lesen durfte. Auf zwei Zeitebenen und aus zwei Perspektiven erzählt, baut sich hier rasch eine anfangs noch etwas diffuse, später dann förmlich greifbare Grusel-Atmosphäre der Anspannung und Bedrohung auf, die sich letztendlich in einem (der einzige kleine Kritikpunkt dieser Geschichte) etwas zu hastig erzählten, aber konsequenten Finale ihre Bahn bricht. Kurz: Eine toll erzählte, spannende Novelle! Nach so einem begeisternden Auftakt tut sich die zweite Geschichte mit dem titelgebenden Namen „Verfluchte Eifel“ leider etwas schwer. Eine Gruppe StudentInnen will in der Eifel zelten und nebenbei dem Geheimnis eines lange zurückliegenden Kirchenraubes nachgehen. Denn vor knapp 100 Jahren hat ein französischer Besatzungssoldat ein wertvolles Kreuz gestohlen, welches er bei seiner Flucht irgendwo in den umliegenden Wäldern versteckt haben soll. Nun soll er seinen Schatz als Geist bewachen – Die fünf StudentInnen schlagen sich anfangs aber eher weniger mit diesem Geist als vielmehr mit typischen Alltagsproblem (einheimischen Halbstarken, Orientierungsproblemen und nicht zuletzt mit der Liebe) herum. Erst langsam merken sie, dass diese Geister-Legende vielleicht doch wahr sein könnte… Stärker noch als bei „Das Dorfgeheimnis“ merkt man dieser Geschichte seinen Drehbuch-Ursprung an: Der gesamte Aufbau der Handlung, die sich (bei fünf ProtagonistInnen plus mehrerer Antagonisten logischerweise) auf das absolute Wesentliche reduzierende Figurenzeichnung und vor allem die szenische Beschreibung weist überdeutlich auf die (im Bonusteil des Buches erläuterte) Geschichte des Skripts hin. Aber um ehrlich zu sein stört das gar nicht, denn der Autor hat bei der Umarbeitung gute Arbeit geleistet. Thomas kann einfach wirklich toll Geschichten erzählen, selten fiel es mir so leicht einen Text zu lesen :-) „Verfluchte Eifel“ ist durchaus unterhaltsam und spannend, wenn sich die gefühlte Bedrohung auch einen Hauch zu langsam aufbaut. Diese Grusel-Novelle ist einfach gut, nicht mehr, nicht weniger – Und das ist ihr großes Problem. Denn sie kommt eben erst nach dem überragenden Auftakt „Das Dorfgeheimnis“, welcher sie so stärker in den Schatten stellt, als sie es eigentlich verdient hätte. Die Doppel-Novelle kommt in der überarbeiteten zweiten Auflage als insgesamt 104 Seiten starkes Taschenbüchlein daher, welches in typischer BoD-Qualität gedruckt wurde. Neben den beiden Geschichten enthält es einen bebilderten Bonusteil über die Entstehungsgeschichte der beiden Filmkonzepte und warum sie nicht umgesetzt beziehungsweise nicht fertiggestellt werden konnten. Lobend hervorheben möchte ich die gelungene Umschlagsgestaltung, auch das Lektorat hat gut (“Verfluchte Eifel“) bis ordentlich (“Das Dorfgeheimnis“) gearbeitet. Der Preis von 8,95 € für das Druckwerk bzw. 4,99 € für das eBook erscheint mit hier vollkommen angemessen. Fazit: „Verfluchte Eifel“ (Link) ist die überaus gelungene Umsetzung zweier Filmskripte in Novellenform durch einen äußerst talentierten Autor. Gerade die gruselige Auftaktgeschichte „Das Dorfgeheimnis“ ist ein Meisterwerk, was maßgeblich zu meiner begeisterten Wertung von 85 % bzw. 4,25 / 5 Sternchen beiträgt :-D
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