Es gibt (Comic-)Autoren, da liest man den Namen und weiß eigentlich schon, was einen ungefähr erwarten wird. Bei Vielschreiber Christophe Bec (Link) weiß man beispielsweise, dass man unterhaltsame Mystery-Geschichten mit einem mal mehr, mal minder kräftigen Esoterik-Einschlag bekommt. So ein Konzept kann funktionieren, etwa zuletzt beim hervorragenden „Die schwarzen Moore“ (Link) – Aber geht das Erfolgsrezept auch dieses Mal auf? Der Auftaktband „Anomalie Eins“ der dreiteiligen „Olympus Mons“-Reihe bietet gleich fünf (zumeist noch nicht offensichtlich) miteinander verwobene Handlungsstränge, die von Entdeckern handeln und allesamt auf vor langer Zeit abgestürzte Außerirdische hindeuten:
- Christoph Kolumbus ist 1492 eigentlich auf der Suche nach Indien. In der Nacht vor der Entdeckung Amerikas sieht er ein seltsames Licht am Himmel, welches ihn auf den richtigen Kurs bringt. Die ersten Ureinwohner, die er dann bei seinem Landgang entdeckt, berichten von Männern aus dem Himmel, die von einem großen roten Berg (zum besseren Verständnis: Olympus Mons auf dem Mars ist der größte und höchste bekannte Berg unseres Sonnensystems) herabgestiegen sind. - In der Barentssee nordwestlich von Russland erforscht das Meereserkundungsschiff „Oceans Pathfinder“ die titelgebende „Anomalie Eins“: Ein unbekanntes Objekt am Meeresboden, welches eindeutig keinen natürlichen Ursprung hat. Doch die Tauchgänge der Forscher werden immer wieder behindert durch unerklärliche Systemabstürze, zudem scheinen das Militär und Geheimdienste ihre Arbeit behindern zu wollen… - Diese „Anomalie Eins“ taucht auch in den Visionen des Hellsehers Goodwin auf, welcher daraufhin erfolglos versucht die Forscher von ihrem Vorhaben abzubringen. - Zeitgleich besteigt ein Filmteam den Berg Ararat, um die Arche Noah zu finden. LeserInnen des Comics erkennen aber schnell, dass ihr Zielobjekt eher weniger wie eine Arche als vielmehr wie ein Raumschiff aussieht ;-) - Währenddessen besiedeln drei russische KosmonautInnen den Mars. Während sie die Umgebung ihrer Landezone erkunden, stoßen sie auf seltsame Objekte, die sie wie bei einer Schnitzeljagd zum Olympus Mons führen…
56 Seiten umfasst dieser Comicband, welcher teilweise recht großzügig mit dem Platz für seine Panels umgeht. Das ist einerseits ganz schön, sind die Zeichnungen von Stefano Raffaele doch meistens recht gefällig anzuschauen, auch wenn die Kolorierung (gerade der Gesichter) mitunter arg künstlich wirkt. Besonders die Außenszenen unter Wasser und auf dem Mars können aber doch überzeugen :-) Andererseits aber bleibt der eigentlichen Geschichte so recht wenig Platz: Zwei der fünf Handlungsstränge sind kaum mehr als längere Teaser, aber auch die restlichen drei kranken an arg flachen ProtagonistInnen. Das ist schade, denn dadurch dass man mit keiner einzigen Figur mitfiebert, bleibt das Spannungsniveau in einer sowieso schon recht spannungsarm erzählten Handlung extrem niedrig. Die Geschichte verliert sich in dem Versprechen, dass die verschiedenen Handlungsstränge irgendwann in den folgenden zwei Bänden zusammenwachsen, es vielleicht auch spannend wird und letztendlich einen tieferen Sinn ergibt – Doch dieser Auftaktband liefert kaum einen Grund, warum man denn so lange warten sollte… Aber sind wir ehrlich, Christophe Bec hat so viele Fans, die werden eh wieder (und dürfen auch bedenkenlos) zuschlagen. Dafür bekommen sie wieder die gewohnt tolle Druckqualität vom „Splitter Verlag“ (welcher mit dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte), die den Preis von 14,80 € für ein 56seitiges Hardcover rechtfertigt. Fazit: „Olympus Mons: Anomalie Eins“ (Link) fühlt sich an wie die etwas zu überfrachtete und daher oberflächlich bleibende Pilotfolge einer hoffnungsvollen Mystery-Serie. Fans des Autors werden sein Erfolgsrezept trotzdem lieben, für mich persönlich war es diesmal aber leider zu schwach.
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