Weihnachten naht, pünktlich zum Fest haben die ganzen Verlage nochmal ordentlich Produkte auf den Markt geworfen. So auch die Comic-Spezialisten vom „Splitter Verlag“, welche mit dem französischen Grusel-Meisterwerk „Die schwarzen Moore“ von Christophe Bec eine kleine, aber feine Graphic Novel veröffentlichen, die sich mit ihrer düsteren Atmosphäre perfekt für lauschige Winterabende eignet :-) Aber jetzt hab ich quasi schon das Fazit gespoilert, fangen wir mal von vorn an...
Die 54 Seiten umfassende Handlung (zuzüglich Bonusmaterial kommt man auf 64 Seiten) beginnt mit einem grausamen Mord, als zwei Einheimische auf die Jagd gehen. Harter Schnitt, viele Jahre später: Der junge Fotograf Antoine wandert durch das Hochmoor von Aubrac, als er von Nacht und Nebel überrascht wird und sich verläuft. Mehr durch Zufall rettet er sich zu einem alten Wehrhof, dessen Hausherr Baptist nicht nur ausgesprochen mürrisch und seiner bildschönen Tochter Melody gegenüber herrisch ist, sondern auch noch ein wenig verrückt. Denn er glaubt, dass ein unheimliches Monster des Nachts umherschleicht – Und Antoine beginnt sich zu fragen, ob dieses angebliche Monster oder doch eher der paranoide Hausherr die größere Bedrohung darstellt...
Mehr will ich jetzt gar nicht verraten, soll doch jeder Leser selber herausfinden wer das wahre Monster des Romans ist ;-) „Die schwarzen Moore“, angelehnt an die Erzählung „La Peur“ von Guy de Maupassant, ist weniger klassischer Grusel-Horror als vielmehr ein spannendes Kammerstück zwischen den drei Hauptfiguren Antoine, Baptist und Melody. Obwohl die Geschichte dabei aus Antoines Perspektive erzählt wird, sind doch die letzteren beiden Personen die Dreh- und Angelpunkte der Geschichte. Gerade „Antagonist“ Baptist (dabei das Wort Antagonist bewusst in Anführungszeichen gesetzt, denn hier sollte sich jeder Leser selber eine Meinung bilden) ist dabei der interessanteste Charakter, ist er doch gleichsam und stets nachvollziehbar besorgter Vater, heimtückischer Brutalmörder und verängstigter Paranoiker. Dagegen fallen, wohl dem geringen Umfang der nur in einer einzelnen Nacht spielenden Geschichte geschuldet, der zufällige Gast Antoine und die psychisch kranke Femme fatale Melody leider ein wenig ab. Sie sind quasi nur die „Zuspieler“ und „Auslöser“, damit sich Baptist seiner Schuld stellt.
Das recht lineare, aber durchaus gruselige Familiendrama wird dabei vor allem von der dichten Atmosphäre getragen, welche sowohl von der mehrschichtigen Handlung als auch besonders von den überaus gelungenen Zeichnungen profitiert. Gerade die weitläufigen Moorlandschaften sehen, auch wenn der Grafikstil nicht fotorealistisch ist, einfach umwerfend aus – Als jemand, der ganz in der Nähe einer ähnlichen Landschaft wohnt, fühlte ich mich sofort heimisch :-) Die Druckqualität ist, wie es beim „Splitter Verlag“ (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) eigentlich immer, wieder sehr gut. Das 64 Seiten starke Hardcover, welches neben der Geschichte noch sehenswertes Bonusmaterial (Skizzen, Fotos) enthält, ist seine 15,80 € definitiv wert!
Fazit: Jetzt hab ich ja schon in der Einleitung meine Begeisterung gespoilert ;-) Das französische Grusel-Meisterwerk „Die schwarzen Moore“ (Link) von Christophe Bec ist eine kleine, aber feine Graphic Novel, welche sich mit ihrer düsteren Atmosphäre perfekt für lauschige Winterabende eignet :-) Für mich persönlich gehört sie zu den Top 3 der besten Comics 2016 und ist daher dringend als Last-Minute-Weihnachtsgeschenk empfohlen :-D