Ein Problem mit Comic-Heften ist ja, dass sie teilweise so verschachtelte und komplexe Handlungen haben, dass man als Neueinsteiger erst langwierig in die Materie hineinarbeiten muss um die Zusammenhänge zu verstehen. Das Problem scheint Comic-Gigant DC erkannt zu haben, denn pünktlich zum Kinostart von „Batman vs. Superman“ erscheinen unter „DC YOU – Dein DC-Universum“ neue Heftserien und Sammelalben, welche laut Cover perfekt für neue Leser geeignet sind. Hey, da geht mein Finger streberhaft nach oben – Ich bin ein neuer Leser, also her damit :-D Meine Wahl fiel auf „Justice League #46“, weil ich außer dem Namen noch nichts von dieser Superheldentruppe gehört hatte (ja, vermutlich habe ich die letzten Jahre unter einem Stein gelebt :-P Oder einfach eher MARVEL gelesen ;-)). So war ich also wirklich ein neuer Leser und gespannt, ob mich dieses Heft begeistern oder wenigstens aufklären können würde – Um es kurz zu machen: Nein. „Justice League #46“ scheitert grandios an seinen eigenen Versprechungen! Wer genauer wissen will, warum ich dies denke, muss sich nun leider auf massive Spoiler gefasst machen :-P
  
Zu Beginn folgt ein kurzer Einführungstext, der bereits mit Namen um sich wirft, ohne sie groß zu erklären. Gut, selbst Comic-Nichtinteressierte sollten schon von Batman und Superman gehört haben, aber wer ist Cyborg? Und warum zum Teufel ist Lex Luthor jetzt eigentlich Mitglied bei den Guten? Aber OK, auf der nächsten Seite geht es schon los. Was dort direkt auffällt, und ich greife wieder vor: Die Optik ist wirklich gelungen! Wie der Rotwein ins Glas geschüttet wird, die Lichteffekte, das ist schon echt sehenswert :-) Aber zurück zur Story: Auf den ersten drei Seiten wird eine unbescholtene Frau namens Myrina Black von Loki (ach nee, der ist ja bei MARVEL, aber er sieht ihm schon echt ähnlich) mit einem intelligenten (?) Dolch ermordet. Offensichtlich aber fälschlicherweise, denn gleich danach machen sie sich auf zur nächsten Myrina Black. Schnitt, neue Szene: Mister Miracle (den ich beim ersten Durchblättern für Iron Man gehalten habe, aber das ist ja wieder MARVEL, aber die Ähnlichkeit ist wieder bestechend :-P) wird vorgestellt, der ein wenig aus seinem Leben und von den Plänen des Bösewichts Darkseid erzählt und dass nur die Justice League ihm helfen kann. Das ist das Stichwort, jetzt haben die Jungs und Mädels ihren großen Auftritt. Und der wird tatsächlich auch grandios vorbereitet, als sich die verschiedenen Helden als Kinder allesamt ähnliche Fragen stellen, die ihre jeweilige Handlungsmotivation erklären. Und dann - endlich - wird das Team bei der Arbeit gezeigt, als es eben genau den Mord untersucht dem der Leser am Anfang des Comics beiwohnen durfte. Wirklich gut gemacht, zusammen mit der Motivationserklärung sind diese 4 – 5 Seiten der beste Abschnitt des Heftes. 

 
Denn dann wird es alles nur noch verworrener... Und damit meine ich noch nicht mal, dass Superman und Lex Luthor jetzt im selben Team spielen (was mich echt überrascht hat), sondern dass plötzlich aus Flash's Mund (!!!) eine Kriegerin auftaucht, welche die halbe Justice League in Sekunden (aber dem größten Teil des Heftes) zusammenkloppt (wenn das kein Superhelden-Comic wäre, würde ich jetzt davon ausgehen dass sie alle gestorben sind... Batman beispielsweise hat einige ziemlich heftige Axthiebe abbekommen, von denen mindestens einer sehr tödlich ist und einer ihn zumindest so verletzt haben sollte, dass er seinen Umhang an den Nagel hängen darf... Aber hey, Superhelden, die leben bestimmt alle noch :-P). An einem anderen Schauplatz (nochmal massiver Spoiler) wird Lex Luthor plötzlich und ohne vorher erkennbaren Grund, im Beisein von Superman und Luthors Leibwächter Captain Cold, von seiner Schwester kaltblütig und mit arg dünner Rechtfertigung erschossen. Mister Miracle, zwischenzeitlich von Darkseid entdeckt und im letzten Moment geflohen, entdeckt schließlich Myrina Black, aber dann ist das Heft auch schon beendet. Ähm ja, das war jetzt irgendwie nicht so prall. Zumindest aus Sicht eines Neulesers, für den dieser Comic doch angeblich perfekt ist. Die halbe Justice League wird in Sekunden von einer unbekannten Kriegerin brutalst auseinandergenommen? Ich glaube das erwartet man als Neuleser nun nicht wirklich, wenn man sich einen Comic über eine Superhelden-Truppe holt ;-) Wobei, die komplette Geschichte an sich soll laut verschiedener Internet-Rezensionen wirklich großartig und episch sein. Aber dieses Heft schafft es einfach nicht, mich als Neuleser in dieses Universum einzuführen. Folglich schaffte es auch nicht, bei mir nur irgendwie die Motivation und das Interesse zu entwickeln, damit ich mir weitere Ausgaben der Reihe zu kaufen. Und damit ist dieser „DC YOU – Dein DC-Universum“-Comic ganz grandios an seinen Versprechungen gescheitert :-( 

 
Hat mir auch die Geschichte nicht gefallen, optisch war sie über jeden Zweifel erhaben. Wirklich schöne Bilder, kräftige Farben, genügend Details. Das ganze in der typischen Druckqualität von Panini (Link). Die 4,99 € sehe ich daher trotz meiner Kritik also nicht als verschenkt an. Das 68seitige Heft enthält zudem noch zwei jeweiils wenige Seiten umfassende Probierhäppchen. Einmal das „New Suicide Squad“, welches mit einigen Kollateralschäden einen riesigen sowjetischen Kampfroboter zusammenschießt. Hat irgendwie echt Laune gemacht :-D Und dann noch den Auftakt zu „Bizarro“, dem dämlichen Anti-Superman. Nicht wirklich mein Humor, aber ich kenne genug Leute die sich darüber köstlich amüsieren würden. Außerdem enthalten waren noch 13 Spielkarten, welche irgendwann ein komplettes Pokerdeck ergeben wenn man fleißig weitere Comics kauft. 

Fazit: Weil ich es noch nicht oft genug geschrieben habe ;-) Zumindest mit „Justice League #46“ ist „DC YOU – Dein DC-Universum“ ganz grandios an seinen Versprechungen gescheitert. Dieser Comic ist zweifelsohne sehr empfehlenswert für erfahrene Comic-Leser, aber als Neuleser fühlte ich mich überfahren und irgendwie nicht mitgenommen. Da helfen auch die schönen Zeichnungen leider nix :-(

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