Ein Horror-Comic rund um einen Grusel-Antihelden, der dem durchschnittlichen Superhelden-Fan (also mir ;-)) nur peripher tangiert – Was hat mich nur geritten, als offensichtliche Nicht-Zielgruppe diesen Comic zu lesen? Um ehrlich zu sein: Jeff Lemire und „DC Black Label“ – Tatsächlich zwei Namen, die für eine überdurchschnittliche Erfolgsquote ihrer Story-Qualität stehen. Also schauen wir mal, ob sie mich auch diesmal mit ihrer Geschichte überzeugen können... In einer nicht näher genannten, aber ziemlich nahen Zukunft ist mal wieder die Welt untergegangen. Denn Flora & Fauna haben sich zusammengeschlossen, um den zerstörerischen Menschen von der Erde zu tilgen. Das Wasser steigt, was zu Essen gibt es irgendwie auch nicht mehr, und so darbt eine einsame Menschengruppe auf einer abgelegenen und bald auch überfluteten Insel vor sich hin. Aber der Mensch kann ja irgendwie doch nicht aus seiner Haut, weshalb es selbst am Ende aller Tage noch Verbrecherbanden gibt, welchen eben jene Überlebende um ihre letzten paar Brotkrumen bringen wollen... Aber wenn man nichts zu verlieren hat, wehrt man sich halt doch mal gegen die Ungerechtigkeit, und dann fließt Blut – Was die Natur (also das Rot, das Grün und die Fäule – keine Sorge, bei der Lektüre des Comics erschließt sich der Zusammenhang) nur daran erinnert, dass die Menschheitsausrottung immer noch nicht schnell genug geht. Also schickt sie ein nagelneues Swamp Thing los, welches sich grausam durch die Gegend metzelt. Die einzige Hoffnung für das junge (und damit an der Umweltmisere unschuldige) Mädchen Ronnie, welche als Identifikationsfigur für die Lesenden fungiert, ist der okkulte Ex-Ermittler John Constantine, welcher in einem nahegelegenen Leuchtturm desillusioniert auf das Ende wartet. Und doch lässt er sich erweichen, die Menschheit zu retten, indem er das einzig wahre und originale Swamp Thing beschwört. Das findet seine Rückkehr auf die Erde und damit den Verlust des eigenen Familienidylls zwar gar nicht gut, ist letztlich aber – wie auch Constantine – dazu bereit, für die Rettung eine ganze Menge persönlicher Opfer zu bringen. „Swamp Thing: Grüne Hölle“ ist nun nicht das ultimative kreative Feuerwerk, welches man von einem Jeff Lemire erwarten würde. Aber es ist ein grundsolider und (dank „DC Black Label“-Imprint) überraschend brutaler Endzeit-Horror-Mix, welcher problemlos als Liebeserklärung an die Figuren des Swamp Thing-Kosmos bezeichnet werden kann. Hier bekommen wichtige Figuren und Institutionen (z.B. Animal Woman, Deadman, das Parlament der Bäume) ebenso ihren Auftritt wie der thematische Überbau der gesamten Reihe (also der Mensch als das Böse, gegen den die Natur sich wehrt). Dabei kann man diesen 164 Seiten starken Sammelband, der die drei Kapitel bzw. US-Einzelhefte der Comic-Miniserie zusammenfasst, durchaus auch als Abschluss beziehungsweise, um es etwas zu dramatisieren, als das epische Finale der Figur Swamp Thing bezeichnen. Und falls es das von Jeff Lemire wirklich so gemeint war, dann hat er das mal wieder perfekt hinbekommen – Auf den kanadischen Vielschreiber ist halt wirklich Verlass ;-) Aber auch die Künstler Doug Mahnke (als Zeichner, mit Unterstützung von Shawn Moll) und David Baron (Farben) haben tolle Arbeit geleistet, was dank der großformatigen Hardcover-Ausgabe auch vom „Panini Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) ausreichend gewürdigt wurde. Fazit: Wer sich also irgendwie für die titelgebende Figur oder auch den hier ebenfalls sehr prominent vertretenen John Constantine begeistern kann, kommt um „Swamp Thing: Grüne Hölle“ (Link) nicht herum. Ein wirklich toller Mix aus Horror und Endzeit, der mit seiner Öko-Botschaft zudem tagesaktuell ist.
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