Auch wenn „Avatar: Der Herr der Elemente“ sowie dessen Nachfolger „Die Legende von Korra“ zu den bedeutendsten westlichen Zeichentrickserien gehören, sind sie doch an mir vorbei gegangen. Ebenso erging es mir mit den überall arg gehypten „Powered by the Apocalypse“-Rollenspielregeln, einfach nicht meine Baustelle – Obschon sich Jörg Köster in meinem Podcast (Link) sehr viel Mühe gab, um mich vom Gegenteil zu überzeugen 😉
 

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Umso erstaunlicher ist es, dass mir das „Avatar Legends“-Grundregelwerk (Link) dann tatsächlich ziemlich gut gefiel. Aber tatsächlich, das war keine Fan-Abzocke für Trickfilm-Nerds, sondern ein überraschend komplexes Erzählspiel voller Liebe... Und nachdem meine Testrunde dann auch ziemlich viel Spaß gemacht hat, wollte ich mich halt doch mal ein wenig in die Materie einarbeiten. Gut, dass nun die Einstiegsbox erschienen ist, denn die sollte doch irgendwie in der Lage sein, selbst einen PbtA-Hasser und „Avatar“-Nichtkenner wie mich in die kunterbunte Welt der Elementarbändigung einzuführen...
 

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Die von „Pegasus Spiele“ (die mir dankenswerterweise ein Rezi-Muster zur Verfügung stellten) mit 24,99 € bepreiste Einstiegsbox (wobei der Straßenpreis bei knapp über 20 € liegt, was ein echter Schnapper ist) protzt auf den ersten Blick mit einem ordentlichen Gewicht von knapp einem Kilogramm, was auf ziemlich viel Spielmaterial schließen lässt. Also schauen wir mal rein, um direkt mit einem Informationsblatt begrüßt zu werden, welches neben dem Box-Inhalt auch noch zwei verschiedene Sicherheitstechniken (X-Karte & Grenzen und Schleier) vorstellt. Ich finde jedenfalls sehr gut, dass dieses Thema angesprochen wird; aber bin mir nicht sicher, ob es gleich die ersten Worte sein sollten, die man nach dem Öffnen der Box liest... Egal, darüber können die #pnpde-Philosophierenden da draußen diskutieren. Kommen wir lieber mal zum Inhalt:

  • Natürlich benötigt man ein Regelheft. Das ist 36 Seiten dick und erklärt so ziemlich alles, was man zum Spielen dieser Box benötigt. Wer mehr über das 2W6-Regelsystem wissen will, kann gern meine Rezension des Grundregelswerks (Link) lesen oder sich die PbtA-Podcastfolge (Link) anhören.

  • Und was macht man mit den ganzen Regeln? Natürlich ein Abenteuer erleben. Oder gleich zwei, denn im 40 Seiten dicken Abenteuerheft finden sich gleich zwei durchaus reizvolle Missionen. Zuerst soll man eine Pirateninsel infiltrieren, auf der sich vier verschiedene Fraktionen/Schiffsbesatzungen nicht ganz grün sind. Und dann werden von einer Untergrundorganisation eine ganze Menge Waffen und Geisterenergiekanister gestohlen, welche für eine mächtige Explosion gebraucht werden. Die Zeit rennt...

  • Außerdem benötigt man sechsseitige Würfel, von denen die Box zehn gravierte Exemplare enthält, sowie zehn vorgefertigte Charakterbögen.

  • Nicht unbedingt nötig, aber eine sehr nette Hilfestellung sind zudem die 21 Kampfkarten sowie 6 Regelübersichten, welche im Eifer des Gefechtes bei der Nutzung der richtigen Regeln helfen, sowie die großformatige Landkarte.

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Wie schon oben geschrieben, für einen Straßenpreis von knapp über 20 € bekommt man hier also eine ordentliche Portion an Spielmaterial. Aber es stellt sich natürlich die Frage, ob man damit denn auch gut in das „Avatar Legends“-Rollenspiel einsteigen kann? Einerseits ja, denn die Box versucht mit gut und verständlich geschriebenen Texten sowie zahlreichen Hilfestellungen eine ganze Menge, um den Einstieg zu erleichtern. Und so schwer ist es dann ja doch nicht, wenn man das 2W6-Regelsystem irgendwann mal verstanden hat... Zumindest die Spielleitung muss vor dem ersten Abenteuer aber kräftig ranklotzen, denn die beiden Hefte sind trotz vieler netter Zeichnungen im altbekannten Stil mit sehr viel, sehr eng geschriebenem Text gefüllt. Das ist definitiv keine Box zum direkt Losspielen! Gerade bei den beiden Einstiegsabenteuern ist mir das aufgefallen, denn man bekommt zwar die Ausgangssituation, das Ende und ein paar Eskalationen vorgeschrieben, um den ganzen Kram dazwischen muss man sich aber selbst kümmern, indem man irgendwas mit den jeweils rund einem Dutzend vorgefertigten Nichtspielercharakteren anfängt. Und ja, ich weiß, so funktionieren PbtA-Abenteuer nun mal. Und ja, ich finde die Abenteuer von ihrer Grundidee auch ziemlich gut, besonders die Pirateninsel-Infiltration. Aber für einen Spielleitungsneuling, der vielleicht noch nie irgendetwas mit Rollenspiel zu tun hatte, ist das dann doch etwas überfordernd. Gerade auch, wenn man dann vielleicht mit Grundschulkindern spielt (denn das Mindestalter liegt hier laut Verlag bei gerade mal 8 Jahren), die noch nicht so wirklich mit den vielen Regeln durchsteigen.
 

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Fazit: Die „Avatar Legends: Einstiegsbox“ (Link) ist prinzipiell eine richtig tolle Sache. Alles drin, was man braucht, in einer echt hübschen Aufmachung, zu einem phantastischen Preis. Wer in dieses spezielle Rollenspiel einsteigen bzw. von einem anderen System umsteigen möchte, macht hier nichts verkehrt. Absolute Kaufempfehlung. Wer jedoch als Neuling in das Hobby Rollenspiel einsteigen möchte, gerade wenn man als Spielleitung auserkoren wurde, sollte vielleicht mit einem etwas klassischeren System anfangen.