Christian von Aster hat ja schon allerlei Geschichten geschrieben. Meinen Blog-LeserInnen ist er aber wohl primär als Autor von Kinderbüchern, die sich eigentlich gar nicht an Kinder richten, bekannt. So war etwa das geniale „Horrk & Grablakk: Eine Orkgeschichte in sieben Schandtaten“ (Link) viel zu derb für junge LeserInnen und auch das etwas überambitionierte „Ausflug mit Frau Runkenrettich oder eine kleine Geschichte über tote Leute“ (Link) streifte bei allem zeichnerischen Zuckerguss doch ziemlich ernste Themen. Bei letztgenannter Geschichte zeigte sich Dimitar Stoykow jr. für die Zeichnungen verantwortlich, mit dem Christian nun erneut zusammenarbeitete. In „Das Drachenbuch / Eine außerordentlich außerordentliche Liebesgeschichte mit Drachen, Helden und Holden und so“ (welcher der beiden Titel nun korrekt ist, kann ich nur erahnen, weil erstere zwar auf der Verlagshomepage steht, aber nicht auf dem Buch – dort steht der wesentlich coolere lange Titel ;-)) gibt es alles, was man für ein zünftiges Märchen so braucht: Einen ebenso fiesen wie hungrigen Drachen, eine tugendhafte Prinzessin, strahlende Fantasy-Helden und natürlich die große Liebe. Aus dieser Figurenkonstellation kann man sich jetzt sicher leicht die Geschichte zusammenreimen: Drache klaut Prinzessin, Fantasy-Held holt zum Gegenschlag aus, am Ende die große Liebe... Aber ganz so simpel und klischeehaft ist es dann am Ende doch nicht, stattdessen gibt es noch eine vollkommen unerwartete Wendung, welche die LeserInnen im ersten Moment entsetzt zurücklässt und welche dazu führt, dass die LeserInnen sich die Frage stellen, was das hier eigentlich für ein seltsames Kinderbuch sein soll... Dass „Das Drachenbuch / Eine außerordentlich außerordentliche Liebesgeschichte mit Drachen, Helden und Holden und so“ kein märchenhaftes Kinderbuch ist, sollte bei dem Autor eigentlich klar sein. Aber es ist auch keine Märchenparodie, wie es beispielsweise „Horrk & Grablakk“ war. Nein, stattdessen ist es eine bitterböse Satire. Klar, hier werden natürlich Märchenbücher durch den Kakao gezogen, aber das Kreativduo Christian & Dimitar tobt sich hier auch auf der Meta-Ebene mit sozialkritischen und rollenspielbezogenen Referenzen und Anspielungen aus. Zugegeben, das muss man mögen, und noch zugegebener, ich mochte es erst beim zweiten Versuch – Aber letztendlich geht das Konzept doch auf. Nicht zu einhundert Prozent, denn gelegentlich hab ich auch beim zweiten Lesen noch skeptisch die Augenbraue gehoben, aber doch sicherlich zu neunzig Prozent... Ebenfalls nicht zu einhundert Prozent, sondern eher zu neunzig Prozent gefallen mir die gereimten Texte des Autors. Die lesen sich meistens ganz hervorragend, an einigen Stellen hätten sie jedoch etwas Feinschliff durch ein Lektorat vertragen können. Manchmal knirscht es halt doch arg, wenn sich die Reime bemüht aneinander reiben. Aber wie gesagt, diese Stellen sind stark in der Minderheit. Tatsächlich zu einhundert Prozent bin ich dagegen von den Zeichnungen überzeugt. Ich mag den Stil einfach :-) Auch die Druckqualität, die der „Verlag Schwarzer Ritter“ (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte), bei dem 72seitigen Hardcover abliefert, kann überzeugen. Dafür 15 € zu verlangen ist, zumindest im Vergleich mit anderen Kinderbüchern, für einen Kleinverlag in Ordnung. Fazit: Christian von Aster und Dimitar Stoykow jr. bieten mit „Das Drachenbuch / Eine außerordentlich außerordentliche Liebesgeschichte mit Drachen, Helden und Holden und so“ (Link) eine insgesamt gelungene, bitterböse Satire auf Kinder- und Märchenbücher.
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