Immer mal wieder starten die großen Comic-Verlage ihre Reihen neu, damit auch komplette Neulinge einsteigen können. Denn alles ist verschachtelt, jede Superschurkin und jeder Superheld hat mittlerweile eine ellenlange Vorgeschichte und ist mit dutzenden, vermutlich sogar hunderten anderen Figuren verbandelt. Und immer wieder funktionieren diese Neustarts eher mittelmäßig – Schon vor knapp einem Jahrzehnt, also noch bevor ich von „Panini Comics“ irgendwann Rezi-Muster bekam und dadurch richtig tief ins Superhelden-Business eingestiegen bin, habe ich genau solch einen Neustart kritisiert (z.B. bei „DC YOU – Dein Superhelden-Universum“ (Link) – spannend, wenn man mal so seine alten Texte liest 😉). Aber vielleicht klappt es ja diesmal besser? Denn unter dem „Dawn of DC“-Banner (Link) starten nun zahlreiche Reihen altbekannter Super- & Antihelden jeglichen Geschlechts; wobei sicherlich auch die beigelegte Acrylfigur dazu beigetragen hat, dass dieser Start zumindest verkaufsmäßig durchaus gelungen ist. Aber wie ist das denn nun inhaltlich?
 

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Nach einer sehr turbulenten Vorgeschichte, die im Vorwort (zu) knapp zusammengefasst wurde, finden wir diesmal die Titelheldin Selina Kyle a.k.a. Catwoman im Knast vor. Denn wegen Mordes – wieso, weshalb, warum erschließt sich durch die Lektüre der vorherigen Bände – tauscht sie nun ihren glänzenden, schwarzen Catsuit gegen orangene Häftlingskleidung. Aber Catwoman wäre nicht Catwoman, wenn sie nicht schon einen Plan hätte, wie sie da wieder rauskommt... Verkompliziert wird die Sache allerdings, weil ja niemand mitbekommen darf, dass sie nun hinter Gittern sitzt. Also macht die titelgebende Antikapitalistin den absoluten kapitalistischen Bossmove (was umso ironischer ist, da Selina ja immer als moderner Robin Hood dargestellt wird) und vergibt sozusagen ihre Catwoman-Lizenz an die Yakuza-Erbin Eiko Hasigawa. Dass deren Kostüm einfach mal ganz anders ausschaut, fällt nahezu niemandem auf – Allerdings sind wir ja auch in einer Comic-Welt, in der eine einfache Brille die perfekte Tarnung für Superman ist 😜 Egal! Jedenfalls haben die beiden einen Plan, wie Gotham zu einem besseren Ort werden soll, und der beinhaltet Selinas Flucht und Eikos Machtspiele...
 

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Nun bin ich ja bekanntermaßen ein Fan der Netflix-Knastserie „Orange is the New Black“, in der Gefängnisinsassinnen über sieben Staffeln hinweg irgendwie mit ihrer Gefangenschaft klarkommen müssen. Inklusive Aufseherwillkür, Trauma-Aufarbeitung, Bandenbildung, Einzelhaft und dem obligatorischen Gefängnisaufstand. Und all das gibt es auch in diesem 164 Seiten starken Sammelband, welcher die US-Einzelhefte #51-56 beinhaltet. Und so wirkt „Es kann nur eine Katze geben“ in seinen besten Momenten wie eine Zusammenfassung eben jenes Serienvorbilds, nur halt mit einer Superschurkin oder wohl eher Antiheldin als Protagonistin und einigen Metawesen als Schicksalsgenossinnen. Und das funktioniert überraschend gut, wenn auch einige Plot-Twists sicherlich etwas simpel sind. Aber egal, dieser vielleicht die Hälfte des Bandes ausfüllende Handlungsstrang macht wirklich Spaß 🙂
 

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Die Ereignisse außerhalb der Gefängnismauern können da leider nicht mithalten, auch wenn Eiko als Catwoman eine gar nicht mal so schlechte Figur macht. Aber der finale Plan ist dann doch etwas wage und Black Mask als Antagonist zu selten in Sicht – Mutmaßlich hilft hier die Lektüre des Vorgängerbandes, aber da dies ja ein Einstiegspunkt sein soll, kann ich das nicht gelten lassen 😜 Wobei der Nebenhandlungsstrang rund um den homosexuellen Mafia-Sprössling Dario Tomasso, der selbst ein maskierter Superheld sein möchte und deshalb als Tomcat gegen seine große Liebe kämpft, durchaus zu unterhalten weiß – Hier hoffe ich auf eine alsbaldige Solo-Serie, irgendwie ist der Typ mir ungemein sympathisch!
 

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Fazit: Zugegebenermaßen bin ich mir nicht sicher, ob man als absoluter Comic-Neuling wirklich so gut mit „Catwoman #1 Es kann nur eine Katze geben“ (Link) einsteigen kann, wie das die Werbetexte suggerieren. Das müssen wohl alle Neulinge für sich selbst ausprobieren. Unabhängig davon ist das aber ein durchaus netter und noch dazu hübsch gezeichneter Comic. 

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