We Stand On Guard – Dystopisch-brutales Action-Feuerwerk

Brian K. Vaughan ist ein kreativer Tausendsassa, welcher der breiten Masse vielleicht durch seine Arbeit an TV-Serien wie „Lost“ und „Under the Dome“ bekannt sein könnte. Nebenher arbeitet er auch an Comics und heimste dafür eine ganze Menge der renommierten Comic-Auszeichnung „Eisner Awards“ (Link) ein. Mit dem Kriegsdrama „We Stand On Guard“ erscheint seine sechsteilige Miniserie hierzulande als Sammelband beim „Cross Cult“-Verlag – Und ich wage zu behaupten, dass es diesmal keine Preise dafür geben wird… 2112 verteidigen sich die USA erfolgreich gegen einen kanadischen Präventivschlag und erobern dann ihrerseits den nördlichen Nachbarn. Im Eiltempo rücken die US-Truppen mit ihrer überlegenen Technologie – riesigen Automatik-Kampfrobotern – vorwärts und erschließen so neue Wasserquellen für ihr ausgedorrtes Land. 2124 ist Kanada fast vollständig besetzt, doch eine sich selbst „Zwei-Vier“ nennende Widerstandsgruppe verschanzt sich in den schneebedeckten Wäldern und bereitet den Amerikanern mit ihren Guerilla-Aktionen immer wieder Probleme.
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Squirrel Girl – Identifikationsfigur mit Intelligenz und Puschelschwanz

Das „Marvel“-Universum ist voll von den verschiedensten Superhelden. Neben den klassischen Weltenrettern und Gerechtigkeitskämpfern findet sich dort auch Platz für eher ungewöhnliche ProtagonistInnen. Beispielsweise Doreen Green als Squirrel Girl: „Sie vermöbelt sie (Anm.: Verbrecher) so lange, bis sie aufhören, Verbrechen zu begehen“ (Original-Zitat aus dem Buch). Nach einem Jahrzehnt in der Versenkung, immerhin war der erste Auftritt schon 1992 mit „Marvel Super-Heroes vol. 2 #8“, bekam das gleichsam taffe wie liebenswerte Eichhörnchen-Mädel endlich eine eigene Serie. Und die taugt was! Der vorliegende Sammelband fasst alle 8 Ausgaben der 2015 veröffentlichten US-Reihe „The Unbeatable Squirrel Girl“ zusammen. Thematisch ist die Handlung dabei irgendwo zwischen klassischer Superhelden-Geschichte (Squirrel Girl vermöbelt berühmte „Marvel“-Bösewichte), emanzipiertem Entwicklungsroman (Doreen verlässt das Avangers-Hauptquartier, beginnt auf eigenen Beinen zu stehen und sich charakterlich weiterzuentwickeln) und mit Insider-Witzen gespickter Parodie angelegt.
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Roma #1: Der Fluch – In 13 Comics durch die Zeit

Großer Spoiler gleich zu Beginn: Der erste Band der dreizehnteiligen Graphic Novel-Serie spielt noch gar nicht im namensgebenden Rom, sondern führt den Leser gut ein halbes Jahrtausend vorher ins belagerte Troja - Warum das dann aber trotzdem für die Gründung Roms relevant ist und dass die Reihe gekonnt Historie mit Fiktion verbindet, zeigt dieser gelungene Auftaktband. 1250 v. Chr. wird Troja seit einem Jahr von den Griechen belagert. General Leonidas und Hohepriester Aquilon, gerühmt für ihren Mut bei der Verteidigung der Stadt und echte Haudegen, verfallen den beiden im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Nichts auftauchenden Schwestern Thaïs und Athene. Sie überbringen die Nachricht von einem Gottesgeschenk, einer kleinen Statue, die im Krieg die Wende bringen soll. Und tatsächlich lässt die entfesselte Macht der Statue einen angreifenden Trupp Griechen erblinden. So ist Troja dann auch vor weiteren Angriffen geschützt, sodass die Helden die beiden Schwestern ehelichen und mit ihnen Nachwuchs zeugen können...
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Viking: Das lange, kalte Feuer – Bildgewaltiger Blutrausch

Mit dem bildgewaltigen Wikinger-Epos „Viking: Das lange, kalte Feuer“ vom gefeierten Kreativteam Ivan Brandon (Text) und Nic Klein (Artwork) hat der „Cross Cult“-Verlag einen potentiellen Knaller im Programm. Doch während einer der beiden Künstler ein wahres Feuerwerk entzündet, kommt von dem anderen kaum mehr als ein laues Lüftchen... Der erste Band einer möglichen Reihe von „Viking“-Bänden führt die beiden Protagonisten Finn und Egil ein. Doch sind die beiden Brüder wohl eher Antagonisten, ziehen sie doch brutal und aus purer Lust mordend (zumindest ist, außer purem Egoismus, kein tieferer Sinn erkennbar) durch das Land, dabei eine Schneise der Verwüstung hinterlassend. Irgendwann tun sie sich zusammen mit dem verräterischen Königsvertrauten Aki, um die Prinzessin Annikki zu entführen. Klar, dass die dann auch noch gleich mit einem der Entführer rummacht. Und dann ist das Buch, nach noch viel mehr Mord und Totschlag, schon beendet...
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James Bond 007: Vargr – Die entspannte Tötungsmaschine

James Bond, von Ian Fleming erdachter Spion im Dienste ihrer Majestät, dank Doppelnull-Lizenz mit der Lizenz zum Töten, gehört zweifelsohne zu den bekanntesten und schillerndsten Figuren der englischen Literatur. Der „Splitter Verlag“, gerühmt für so manches Comic-Goldstück, hat nun mit „Vargr“ die erste 007-Graphic Novel seit zwei Dekaden veröffentlicht mit einem James Bond, der anders ist, als man ihn sonst aus den Action-Blockbustern im Kino kennt. Anders, aber auch gut? England wird von einer neuen Droge, angepriesen als eine Art Bio-Kokain mit dem lieblichen Namen Green, überschwemmt. 007, gerade zurück von einer erfolgreichen Tötungsmission in Helsinki, übernimmt den Fall. Anfangs scheint der auch recht einfach zu sein: Ein kleines Drogenlabor in Berlin ausheben, keine große Sache, dann wieder zurück zur Tagesordnung. Doch schon auf dem Hinweg wird ein Anschlag auf ihn verübt, auch scheint seine Geheimidentität diesmal gar nicht so geheim zu sein.
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Die Eisendivisionen #1: Das Rote Kommando – Pulpiges David gegen Goliath

Riesige Kampfroboter im zweiten Weltkrieg, da geht mir als alter „Dust Tactics“-Fan das Herz auf :-D Mit dem ersten Band „Das Rote Kommando“ aus der Comic-Reihe „Die Eisendivisionen“ bringt der kleine Verlag „Bunte Dimensionen“ aus Augsburg eine neue Weltkriegs-Pulp-Reihe auf dem Markt, die in ihrem Auftakt zwar noch nicht perfekt ist, aber schon Lust auf mehr macht :-) 1946: Der 2. Weltkrieg tobt noch immer, heftiger als je zuvor. Die Achsenmächte haben kurz vor der Niederlage mit „Eisenläufer“ genannten Kampfrobotern die Wende geschafft und gehen ihrerseits zum Gegenangriff über. Gerade die Sowjetunion muss schwere Verluste verkraften. Hier setzt nun die eigentliche Geschichte ein: Der fanatische sowjetische Politkommissar Kirigin wird von der talentierten Pilotin Tanja gerettet. Als „Dank“ zwangsrekrutiert er sie für „Das Rote Kommando“, der ersten sowjetischen Kampfroboter-Truppe.
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Austrian Superheroes #2: Die Macht des Dr. Phobos – So viel Kreativität auf so wenig Seiten

Superhelden-Comichefte kommen, bis auf viel zu wenige Ausnahmen, zumeist von den großen amerikanischen Verlagen. Eine Gruppe talentierter österreichischer Zeichner wollte dies ändern, startete ein sehr erfolgreiches Crowdfunding und präsentiert der Welt nun mit den „Austrain Superheroes“ (A.S.H.) eine vorläufig vierteilige Comicheft-Reihe mit viel Wiener Lokalkolorit. Der Erstling „Wiener Blut“ war durchaus vielversprechend, nun ist das zweite Heft mit dem Titel „Die Macht des Dr. Phobos“ erschienen. Im Prinzip funktioniert A.S.H. wie jeder andere Superheldencomic auch: Auf der einen Seite stehen die mit besonderen Superkräften oder Gadgets ausgestatteten Protagonisten, auf der anderen Seite die übernatürlichen Antagonisten. Captain Austria Jr. leitet das Wiener Superheldenteam rund um die sexy Badenixe Donauweibchen (großartigster Superheldenname EVER!), die bärenstarke Lady Heumarkt und den unscheinbar-mysteriösen Bürokrat. Eigentlich sind sie dem Basilisk auf der Spur (einem Wiener Sagenwesen, dessen Jagd den übergreifenden Handlungsbogen der vierteiligen Reihe bildet), doch in diesem Heft muss erst einmal Dr. Phobos gestoppt werden.
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Sonnenstein #2 – Mehr Gelaber, mehr Sex, weniger Spaß

Eine der Comic-Überraschungen in diesem Jahr, ach eigentlich untertreibe ich: DIE Comic-Überraschung dieses Jahr war für mich der Lesben-BDSM-Comic „Sonnenstein“. Eine einfühlsame und glaubhafte Liebesgeschichte, dezenter Humor sowie stilvolle Zeichnungen begeisterten sowohl mich als auch meine damaligen beiden Mitleserinnen. Nun also ist der zweite Band, der im englischen Original bisher fünfteiligen Serie (geplant sind 15), erschienen und ich war überaus gespannt, wie es wohl mit der jungen Liebe von Ally und Lisa weitergehen würde. So gespannt, dass ich am Erstveröffentlichungstag früh zur Ladenöffnung beim lokalen Comic-Shop vor der Tür stand ;-) Nach einem wirklich schönen Einstieg über Vertrauen in einer Beziehung macht die Geschichte einen harten Sprung hin zur bereits im Vorgängerband eingeführten Nebenfigur Alan (Ex & bester Freund von Ally), der in einem BDSM-Showclub Smalltalk führt. Viel Smalltalk.
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Loki #2: Der Preis der Lüge – Der Preis des Crossovers

Der junge Lügen-Gott Loki ist wieder zurück! Nachdem er sich in „Liebesgrüße aus Asgard“, dem ersten Teil der Sammelband-Trilogie, neu erfand und als Asgard-Agent für das Gute kämpfte, erlebt er im nunmehr zweiten Teil sowohl seinen vorläufigen Helden-Höhepunkt als auch den tiefstmöglichen Fall. Und zwar nicht nur auf den Verlauf der Handlung bezogen, sondern auch auf deren Qualität... Die 132 Seiten umfangreiche Handlung von „Loki #2: Der Preis der Lüge“ besteht aus den „Agent of Asgard“-Comicheften 6 bis 11. Sie beginnt sehr vielversprechend: Der vermeintliche Bösewicht Dr. Doom reist in die Zukunft und erkennt, dass der ältere Loki alles zum Schlechteren wandeln wird. Also nimmt er den jungen Loki kurzerhand gefangen, doch da nimmt das Übel schon seinen Lauf... Was jetzt kommt, ist ein wenig verwirrend: Im Rahmen des der „Loki“-Handlung parallel verlaufenden „Axis“-Events (Helden werden Schurken und umgekehrt) trifft und bekämpft der Titelheld allerlei andere „Marvel“-Figuren.
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Peanuts #7: Sportskanonen – Comicstrips aus einer anderen Zeit

„Die Peanuts“ von Charles M. Schulz war eine Reihe täglich erscheinender Comicstrips über das Leben nordamerikanischer Vorstadtkinder. Nach dem Willen des Schöpfers sollten nach dessen Tod im Jahr 2000 eigentlich keine neuen Ausgaben mehr erscheinen, doch seit 2012 wurden trotz dessen neue Ausgaben veröffentlicht. Da stellt sich natürlich sofort die Frage, ob diese neuen Geschichten an die Qualität der alten Comicstrips heranreichen? Um es gleich zu Beginn zu sagen, es ist wirklich großartig wie behutsam die „Charles M. Schulz Creative Associates“ unter der künstlerischen Leitung von Vicki Scott mit dem großen Erbe umgeht (da hat man woanders schon wesentlich schlimmere „Leichenfledderei“ gesehen). Nun nicht mehr als kurze Comicstrips, sondern als Mehrseiter erscheinend, versprühen die neuen Geschichten einen sehr ähnlichen Charme wie das Original. Die Zeichnungen sehen einen Hauch moderner aus und lösen sich auch manchmal von den kleinteiligen Panels der Vorlage. Die Geschichten mit den altbekannten Protagonisten, die sich nun über mehrere Seiten entwickeln können, bieten noch immer die gleiche liebenswerte, kindliche Naivität und den Schmunzel-Humor.
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